Die Kommunisten sind in Graz zur stärksten Kraft aufgestiegen.

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Wien/Graz – Zwar war Graz schon zuvor als kommunistische Hochburg bekannt, dass es zur uneinnehmbaren Festung werden würde, überraschte am Wahltag aber selbst die Hochrechner. Mit 28,84 Prozent der gültigen Stimmen wurde die KPÖ stärkste Kraft bei der Gemeinderatswahl in der steirischen Landeshauptstadt; woher der Erfolg kam und wo die Partei hinwill, wurde bereits an anderer Stelle erörtert. Werfen wir hier einen Blick auf das Abschneiden der Kommunisten in Österreich vor der roten Hoch-Zeit in Graz.

Die KPÖ trat bei allen Nationalratswahlen seit Kriegsende an. Bei den ersten vier Abstimmungen übertraf sie noch die Vierprozenthürde und errang zwischen drei und fünf Grundmandate im Parlament.

Von Mitte der 1960er-Jahre bis zur letzten Nationalratswahl tümpelten die Kommunisten österreichweit konstant unter eineinhalb Prozent. 2019 lagen sie mit 0,69 Prozent etwas unter ihrem fünfzigjährigen Schnitt von 0,77 Prozent.

Das Ergebnis der Parlamentswahl von 2019 ergab sich aber nicht aus einer homogenen Streuung der Wähler im ganzen Land. Es gab ein Bundesland, das ein großer Ausreißer war. Nicht schwer zu erraten: die Steiermark.

Doch auch innerhalb der Steiermark war die regionale Verteilung nicht ausgewogen. Wie die Gemeindekarte zeigt, befanden sich mit Ausnahme von Graz (2,32 Prozent) die meisten Gemeinden im Bundesland mit überdurchschnittlich hohen Stimmenanteilen für die Kommunisten in der Obersteiermark.

Während also neun der zehn stärksten KPÖ-Gemeinden bei der Nationalratswahl 2019 in der Steiermark lagen (nur Rattenberg in Tirol konnte die Phalanx durchbrechen), konzentrierten sich sieben dieser neun in der obersteirischen Region zwischen dem Salzkammergut und der Mur-Mürz-Furche. An der Spitze steht – als einzige Gemeinde mit mehr als drei Prozent – das strukturschwache Eisenerz an der Grenze zu Oberösterreich.

Hinter dem Ort am Erzberg folgten österreichweit 15 Gemeinden, in denen die KPÖ 2 bis 2,99 Prozent erreichte, und 128 Gemeinden mit 1 bis 1,99 Prozent. Unter diesen insgesamt 144 Gemeinden mit zumindest einem Prozent der Stimmen lagen 73 und damit mehr als die Hälfte in der Steiermark.

Am wenigsten Zuspruch erhielt die KPÖ vor zwei Jahren in 217 oder gut zehn Prozent aller österreichischen Gemeinden – so oft blieb sie ganz ohne Stimmen. Auch hier zeigt sich die Affinität der Steiermärker zum Kommunismus: Nur vier dieser 217 Totalausfälle gingen auf ihr Konto.

Zurück nach Graz

Zoomen wir von der Steiermark auf ihre Landeshauptstadt, zurück zum Ausgangspunkt Graz. Im dortigen Gemeinderat fanden die Kommunisten über Jahrzehnte ähnlich wenig Anklang wie in Restösterreich. Dass Graz nun die eingangs erwähnte Hochburg ist, hat eine eher kurze Tradition.

Bis in die 1990er-Jahre war die KPÖ weit von einem Stadtratsmandat im Grazer Rathaus entfernt. Auftritt Ernest Kaltenegger. 1998 verdoppelte sich die KPÖ hinter dem Gesicht des bürgernahen Stadtwerke-Mitarbeiters nahezu von 4,2 auf 7,9 Prozent. Bei der darauffolgenden Wahl gelang erneut eine Vervielfachung, und Kaltenegger wurde Wohnbaustadtrat.

Zwar gab es zwischendurch wieder Einbrüche, Elke Kahr brachte die Kommunisten ab 2009 aber wieder über 20 Prozent – und schaffte am Sonntag sogar den überraschenden Sprung auf Platz eins. (Michael Matzenberger, 29.9.2021)