Im vergangenen Mai nahm Manchester City Paris Saint-Germain aus der Champions League.

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Paris/München – Wenn der Wundersturm um Weltstar Lionel Messi in der "Scheich-Schlacht" Trainer-Guru Pep Guardiola fordert, runzelt die Konkurrenz ungläubig die Stirn. "Ich reibe mir gelegentlich verwundert die Augen, wie das alles funktioniert", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann über das Transfergebaren der Klubs, die mit Geld um sich werfen, als hätte es Corona nie gegeben.

Bayerns Präsident Herbert Hainer ergänzte mit Blick auf die scheinbar ewig sprudelnden Finanzquellen von Paris St. Germain: "Ich frage mich immer noch, wie das mit Financial Fair Play einhergeht." Eins müsse klar sein: "Wenn Regeln da sind, müssen sich schon alle daran halten. Wir tun das und erwarten das auch von anderen Klubs."

Finanz-Doping

Doch die Besitzer von PSG und Manchester City, die sich am Dienstag (21.00 Uhr/Sky Austria, Dazn) in der Champions League gegenüberstehen, pfeifen auf die Vorgaben. Javier Tebas, Chef der spanischen La Liga, schimpfte angesichts der Öl-Milliarden aus Katar bzw. Abu Dhabi von "Finanz-Doping" und prophezeite: "Wenn das so weitergeht, wird der Fußball am Ende von 20 Scheichs in 20 verschiedenen Vereinen beherrscht."

Sportlich ist das Duell zweier Finalisten aus den Jahren 2020 und 2021 ein Leckerbissen: Hier Messi, der seine Knieprobleme wohl rechtzeitig auskuriert hat, Neymar und Kylian Mbappe – dort Kevin De Bruyne oder Jack Grealish, der seit Sommer teuerste englische Kicker der Geschichte. Auch, weil City für ihn 117,5 Millionen Euro an Aston Villa überwies, fehlte letztlich das nötige Kleingeld, um die einstigen Barca-Helden Messi und Guardiola wiederzuvereinen.

Messi wartet auf erstes PSG-Tor

Und so hat nun vor allem PSG "eine spannende Truppe zusammen", wie Oliver Kahn meinte – zumindest, "wenn man die Namen ansieht". Die Frage werde aber sein, betonte der Bayern-Boss, "ob das harmoniert". Bislang muss man attestieren: geht so. Messi steht nach drei Pflichtspielen für Paris bei null Toren.

Der Auftakt in der Königsklasse bei Außenseiter Brügge verlief enttäuschend (1:1); City schoss Leipzig 6:3 ab. RB-Trainer Jesse Marsch klagte, die finanziellen Voraussetzungen seien "nicht fair". Seine Mathe-Kenntnisse seien "ganz okay", aber "die Financial Fair-Play-Rechnung geht bei einigen Vereinen wirklich nicht auf".

Gehaltsobergrenze statt Financial Fair Play

Das hat auch die UEFA längst erkannt. Ihre Versuche, PSG oder City mit dem Vehikel FFP auszubremsen, sind gescheitert. Die Lösung soll eine Luxussteuer sein, die beim Überschreiten einer Gehaltsobergrenze zu leisten wäre. Doch weil die Scheichklubs mögliche Strafen aus dem Geldbörserl zahlen könnten, dürfte sich das Machtgefüge im europäischen Fußball wohl sogar noch stärker in ihre Richtung verschieben.

PSG hat seit der Übernahme durch Katar 2011 stolze 1,4 Milliarden Euro für Spielertransfers ausgegeben, City kommt seit 2008 auf unfassbare 2,1 Milliarden. Zum Vergleich: Red Bull Salzburg investierte im selben Zeitraum 127 bzw. 158 Millionen Euro. Bei den Bayern waren es 784 bzw. 877 Millionen Euro. Die Ernte des deutschen Rekordmeisters: zwei Triumphe in der Königsklasse. PSG und City jagen dem Heiligen Gral vergeblich hinterher. Noch. (sid, red, 27.9.2021)