Der 26-jährige Angeklagte zeigt sich geständig, seine Ehefrau getötet zu haben.

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"Ich bereue, was ich gemacht habe", sagt der angeklagte 26-Jährige am Montag dem Geschworenensenat am Salzburger Landesgericht. Er habe die Person getötet, die er am meisten geliebt habe, und seinen Kindern die Mutter weggenommen. Der Serbe soll am 21. März seine 22-jährige Ehefrau in ihrer Wohnung im Salzburger Stadtteil Schallmoos mit acht Messerstichen getötet haben. Der Mitarbeiter eines Elektronikgeschäfts zeigt sich umfassend geständig. Die Geschworenen verurteilen den Mann am Montagnachmittag wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, weil der Verteidiger keine Erklärung abgibt.

Mit einem zehn Zentimeter langen Keramikmesser versetzte der 26-Jährige seiner Frau im März von hinten fünf Stiche in den Hals und hielt ihr mit der linken Hand den Mund zu. Als die Frau auf den Boden sackte, holte er ein 20 Zentimeter langes Küchenmesser und stach ihr noch dreimal in den Brustkorb, schilderte Staatsanwalt Jürgen Wiener. Die junge Mutter verblutete noch am Tatort. Die gemeinsamen Kinder im Alter von vier und einem Jahr schliefen während der Tat im Nebenzimmer. Der Mann verstaute die Leiche in einem Couchfach, machte sauber und verständigte eine Freundin, die auf die Kinder aufpassen sollte. Dann stellte er sich der Polizei.

Einen Monat zuvor wegen Gewaltausübung verurteilt

Der Mann war erst einen Monat zuvor wegen fortgesetzter Gewaltausübung zu zwölf Monaten teilbedingter Haft verurteilt worden. Es habe wiederholt körperliche Angriffe und auch Morddrohungen gegeben. "Er hat mehrmals angedroht, dass er sie abschlachten würde und wie ein Hähnchen umbringen würde", schildert Staatsanwalt Wiener. Zehn Monate der Strafe wurden nach dem Prozess im Februar bedingt nachgesehen. Durch die Anrechnung der U-Haft war der Mann noch am Tag der Verhandlung enthaftet worden, mit der Auflage, den Kontakt zu seiner Frau zu unterlassen.

Völlig unbeeindruckt von der Strafe habe er jedoch mit seiner Frau wieder Kontakt aufgenommen. "Machen Sie nicht den Fehler, dem Opfer jegliche Mitschuld zu geben, weil sie den Kontakt zugelassen hat. Das ist bei zwei gemeinsamen Kindern menschlich", betont der Staatsanwalt. Am 21. März habe der Angeklagte im Handy seiner Frau dann den Verlauf eines Chats mit einem serbischen Mann sowie Kondome gefunden. Er habe sie zuerst mehrmals ins Gesicht geschlagen und sei dann mit dem Messer auf sie losgegangen, sagt Wiener.

Verteidiger spricht von "Familiendrama"

Der Angeklagte habe sich unmittelbar nach der Tat der Polizei gestellt, nichts beschönigt und ein umfassendes und reumütiges Geständnis abgelegt, erklärt sein Verteidiger Michael Hofer. Der Anwalt nennt es ein "Beziehungs- und Familiendrama", das sehr weit in die Stammfamilie der Frau reiche. Die Familie sei nicht mit ihm als Ehemann einverstanden gewesen und habe während der aufrechten Ehe einen neuen Mann für sie gesucht, erklärte Hofer. Als sie dem nachkommen wollte, sei die Situation eskaliert.

Laut einem psychiatrischen Gutachten war der Mann zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig. Er habe sehr überlegt gehandelt. Seine wesentliche Triebfeder war demnach eine narzisstische Kränkung. Mit der Möglichkeit, dass seine Frau einen anderen Mann haben könnte, sei er nicht zurande gekommen.

"Es ist schwer, darüber zu reden"

Laut der Aussage des Angeklagten, die von einer Dolmetscherin übersetzt wird, hatte seine Gattin ihn zwei Tage nach der Enthaftung eingeladen, und sie hätten sich versöhnt. Sie hätten sich wieder jeden Tag gesehen. Am 21. März habe er dann im Verlauf der Chats mit dem anderen Mann gelesen, dass eine Hochzeit für 600 Personen vorbereitet werde. Er habe sie damit konfrontiert und gefragt, warum sie ihn angelogen habe. Daraufhin habe sie gelacht und gesagt, sie rufe die Polizei, damit er wieder ins Gefängnis komme, schilderte der Angeklagte den Auslöser der Tat. Er habe ihr dann den Mund zugehalten, sie habe ihm in den Finger gebissen. "Dann habe ich das Messer genommen, und es ist passiert, was passiert ist", sagt der Angeklagte. "Es ist schwer, darüber zu reden."

Zwei weitere Frauenmordprozesse diese Woche

Es ist nicht die einzige Gerichtsverhandlung nach einem Femizid in dieser Woche. Am Dienstag steht in Feldkirchen ein 38-Jähriger vor Gericht, weil er seiner Partnerin so stark gegen den Kopf getreten haben soll, dass sie starb. Am Donnerstag beginnt in Wien der Mordprozess im Fall der Trafikantin, die von ihrem 47-jährigen Ex-Partner getötet worden sein soll. Die 35-Jährige wurde von ihm mit Benzin übergossen, in Brand gesteckt und erlag später ihren schweren Verletzungen. Bei seiner Festnahme hat der Mann erklärt, er habe sie nur erschrecken und ihr einen Denkzettel verpassen wollen. Die Verhandlung ist für zwei Tage anberaumt. (Stefanie Ruep, 27.9.2021)