Musste eine herbe Niederlage einstecken: Oberösterreichs Landesvize Manfred Haimbuchner (FPÖ).

Foto: APA/ Herbert Neubauer

Eigentlich konnte Oberösterreichs Landesvize Manfred Haimbuchner nur scheitern. Zumindest hatte er es alles andere als leicht. Exemplarisch dafür steht sein Auftritt in der ORF-Elefantenrunde zur Landtagswahl vor einer Woche. Da redete er sich beim derzeit wohl emotionalsten Thema, der Corona-Impfung, um Kopf und Kragen.

Im Frühjahr machte der Freiheitliche noch einen derart schweren Corona-Verlauf durch, dass er in der Intensivstation dem Tod "von der Schaufel" sprang, wie es der Moderator resch formulierte. Die Impfung war für Haimbuchner trotzdem kein "Gamechanger". Ihre Wirkung gegen schwere Verläufe, die ihn und andere in Intensivbehandlung brachten und weiterhin bringen, bestritt er wiederum nicht.

Haimbuchner schien zerrissen. Auf der einen Seite war die eigene Erfahrung mit Corona. Auf der anderen wartete FPÖ-Parteichef Herbert Kickl, der sich öffentlichkeitswirksam Blut abnehmen lässt, um Gerüchten, wonach er geimpft sei, flott den Garaus zu machen. "Das war für die Aufgeganselten in diesem Spektrum eine zu schwammige Linie", sagt Politikexperte Thomas Hofer. In dieses Vakuum hätten die Impfskeptiker der überraschend erfolgreichen Neo-Partei Menschen, Freiheit, Grundrechte (MFG) hineingestochen.

Populistische Alternative ein blaues Problem

16.000 Stimmen sprangen von der FPÖ dorthin ab. Nur der Verlust an die ÖVP (75.000) war abseits des Stroms in Richtung Nichtwähler (22.000) im Vergleich zur Wahl 2015 größer. Da setzt sich aus Sicht Hofers der Trend fort, dass die ÖVP seit der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz der FPÖ das Migrationsthema mit harten Tönen abgräbt. Am Ende steht ein herbes Minus von rund elf Prozentpunkten.

Kickl profitiere im Bund nun im zweifachen Sinne. "Intern wird er trommeln, dass mit seiner Linie die MFG nicht passiert wäre", sagt der Politikexperte. Auf der anderen Seite werde das Parteischwergewicht Haimbuchner mit der Niederlage ein bisschen leichter. Als Kickl seinen Vorgänger Norbert Hofer vom Thron der Bundes-FPÖ drängte, zählte Haimbuchner zu seinen größten Kritikern. Woran aber beide ein Interesse haben: ein weiteres Koalitionsübereinkommen mit der ÖVP in Oberösterreich. Sonst bliebe der FPÖ in Bund und Ländern nur noch Fundamentalopposition.

Auch in Graz musste die FPÖ von Vizebürgermeister Mario Eustacchio eine Niederlage einstecken. Bei beiden Wahlen bestätigte sich laut Hofer ein altbekanntes Problem der Freiheitlichen. "Wann immer es eine populistische Alternative gibt, ob links, rechts, oben oder unten, wurscht, dann leidet auch die FPÖ", sagt er. Ein jüngeres Beispiel dafür sei das Team Stronach gewesen. Am Wahlsonntag traf diese These auf die MFG zu, aber auch auf die KPÖ in Graz. Wenngleich der Populismus der Kommunisten "authentischer" sei, sagt Hofer, weil ihre Führungsriege etwa seit Jahren einen Teil ihrer Politikergehälter in einen Sozialfonds für Bedürftige einzahlt. (Jan Michael Marchart, 27.9.2021)