Ein großflächiger Stromausfall ist zumindest nicht auszuschließen. Um das zu verhindern, müssen rasch die richtigen Leute das Richtige tun.

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Nicht auszudenken was passiert, wenn nichts mehr passiert, weil es zu einem totalen Stromausfall (Blackout) gekommen ist. Kein Strom heißt kein Benzin, weil die Pumpen dann auch nicht mehr funktionieren. Kein Strom heißt aber auch kein Licht, keine Ampeln, kein Geld aus Automaten, weder Handy noch Internet. Und es heißt vor allem auch: hohe Kosten.

Anhand der Corona-Pandemie konnte man 2020 im Realversuch sehen, was es heißt, wenn die Wirtschaft steht. Forscher haben für Österreich Kosten von rund 1,2 Milliarden Euro errechnet – pro Tag. Die Wirtschaft würde dann möglicherweise nicht nur einen, sondern mehrere Tage stehen, wenn Maschinen nicht gehen und Mitarbeiter gar nicht zur Arbeit können, weil auch Aufzüge und öffentliche Verkehrsmittel (U-Bahn) ausgefallen sind. Darauf haben am Montag Vertreter des Innenministeriums und der Netzgesellschaft Austrian Power Grid (APG) hingewiesen.

Restrisiko

Es sei notwendig, alles zu tun, damit es zu dem Ernstfall gar nicht kommt. Da aber zumindest ein Restrisiko immer bestehe, wollen Innenministerium und APG präventiv tätig werden und alle möglichen Szenarien durchspielen, um im Anlassfall möglichst durchgehend handlungsfähig zu bleiben. Zu diesem Zweck haben Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und APG-Vorstand Gerald Christiner einen Kooperationsvertrag geschlossen. Ziel ist ein pfleglicher Informationsaustausch. Der dadurch erhoffte Zeitgewinn im Fall des Falles: "Ein bis zwei Stunden", wie Nehammer am Montag sagte.

Wer beliefert wen mit Informationen? Die APG das Innenministerium, weil die Netzgesellschaft sozusagen in Echtzeit mitbekommt, was gerade im Stromnetz passiert. Die Polizeibehörde kann diesen Zeitvorsprung für erste Vorbereitungen nutzen. Es geht um Vorkehrungen, dass die Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung funktioniert, und auch um die Regelung des Verkehrs an neuralgischen Punkten, wenn Ampeln ausfallen sollten. Die "Chaosphase", wie Generalmajor Peter Skorsch von der Projektgruppe "Blackout" im Innenministerium sagte, müsse möglichst kurz gehalten werden.

Knapp vorbei

Heuer ist Österreich zumindest einmal an einem Blackout vorbeigeschrammt. Am 8. Jänner löste ein Schaden in einem Umspannwerk in Kroatien eine Kettenreaktion an Stromabschaltungen aus. Durch koordiniertes Zusammenarbeiten zwischen den Netzgesellschaften in Europa konnten die Ausfälle regional begrenzt werden – österreichische Konsumenten bekamen mit Ausnahme einiger größerer Stromabnehmer wie Flughafen Wien, der Dieselaggregate anwarf und zur Entlastung der Situation selbst kurzfristig den Strombezug aus dem öffentlichen Netz zurückfuhr, nichts mit. Eine zweite größere Störung gab es im Juli im Südwesten Europas, von der Haushalte in Frankreich, Spanien und Portugal betroffen waren.

Weil der Ausbau des Stromnetzes mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien aus unterschiedlichsten Gründen nicht Schritt gehalten hat, sei die Lage viel instabiler geworden als zu Beginn der Liberalisierung des Strommarktes 2001, sagte APG-Vorstand Christiner. Allein heuer habe man 160-mal eingreifen müssen, um Angebot und Nachfrage in Balance und damit die Netzfrequenz auf den erforderlichen 50 Hertz zu halten.

100 strategisch wichtige Objekte

Abgesehen von rund 100 strategisch wichtigen Objekten, die wie der Sitz des Innenministeriums in Wien, die Landespolizeidirektionen oder die Bezirkskommandos fit für alle Eventualitäten gemacht werden sollen, appellierte Nehammer auch an die Eigenverantwortung der Bürger. Jeder und jede sollte sich einen Vorrat an Essen, Trinkwasser und Batterien zulegen, um im Ernstfall drei Tage durchtauchen zu können.

(Günther Strobl, 28.9.2021)