ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl wird seine "schützende und helfende Hand (von Graz) zurückziehen."
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Wenn man eine Wahl krachend verliert, ist es oft nicht leicht, Haltung zu bewahren. Bei den rechten Parteien in Graz tun sie sich aber besonders schwer damit. Der FPÖ-Chef Mario Eustacchio zweifelte zuerst die Vernunft der Wähler an ("bin mir da nicht ganz sicher"), dann sprach er von einer "Ideologie, die im letzten Jahrhundert eigentlich versenkt gehört hätte". Hat der schlagende Burschenschafter Eustacchio, der von seinem Koalitionspartner ÖVP mühsam gezwungen werden musste, sich von den rechtsextremen Identitären zu distanzieren, damit etwa den Deutschnationalismus und Rechtsextremismus des 20. Jahrhunderts gemeint? Nein, sondern die (harmlose) Grazer KPÖ, die stärkste Partei wurde.

Aber auch ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl verstieg sich zu einer seltsamen Formulierung. Er tritt nach einer noch krachenderen Niederlage zurück und sagte: "Ich werde künftig nicht mehr Hauptverantwortung tragen, ich werde meine schützende und helfende Hand (von Graz) zurückziehen."

Der Himmel steh’ den Grazern bei! Was werden sie jetzt ohne die schützende und helfende Hand von Nagl machen? Dieses unreflektierte Heilsbringertum, dieser konservative Paternalismus speist sich aus den 18 Jahren, die Nagl Bürgermeister war. Aber er hat auch etwas mit dem türkisen Selbstverständnis zu tun: autoritärer Vormund zu sein für die armen unmündigen Hascherln von Bürgern. (Hans Rauscher, 27.9.2021)


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