Das Gesetz der Kommission könnte dazu führen, dass Apple nunmehr tatsächlich auf USB-C umsteigt.

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Nach pandemiebedingter Verspätung war es in der vergangenen Woche so weit: Die EU-Kommission legte ihren ersten Entwurf eines Gesetzes vor, das Hersteller dazu verpflichten soll, in Zukunft einheitliche Ladekabel anzubieten. Konkret sollen sie alle auf USB-C setzen – und der Elektromüll auf diese Weise eingedämmt werden. Betroffen ist davon von allen Handyanbietern vor allem Apple, wo man im Gegensatz zur Konkurrenz weiterhin auf den eigenen Anschluss, Lightning, setzt. Doch warum eigentlich?

Schneller oder effizienter ist der Ladevorgang damit jedenfalls nicht, wie Schnellladesysteme anderer Unternehmen zeigen. Apple argumentierte als Reaktion auf den legislativen Vorschlag, dass das Gesetz an sich massiv für Elektromüll sorgen würde, da Apple-Nutzerinnen und Nutzer ihre Lightning-Anschlüsse wegschmeißen müssten. Zudem würde man diese ja mit USB-C-Kabeln ersetzen müssen.

Apple liebt seinen goldenen Käfig

Was Apple nicht erwähnt: Mit dem Wechsel würde der Konzern auch einen Teil seiner Macht über seine Kunden verlieren. Die Strategie lautete bisher nämlich, Konsumenten in das Ökosystem zu locken – und sie dort festzuhalten. Hat man einmal das passende Ladekabel gekauft, alle Daten in der iCloud gespeichert, iMessage als Hauptkommunikationskanal eingerichtet, das iPhone mit einer iWatch und einem Macbook ergänzt, wird es immer schwieriger, aus dem goldenen Käfig des Konzerns auszusteigen. Und so nehmen Kunden Jahr für Jahr den Kauf eines eigentlich vergleichsweise sehr teuren iPhones in Kauf und denken gar nicht über günstigere Alternativen nach. Mit dem Verlust des eigenen Ladekabels würde Apple seinen eisernen Griff zumindest in einem Aspekt aufgeben müssen.

Unerwähnt bleibt zudem, dass das Lightning-Kabel eine lukrative Einnahmequelle für Apple ist – könnten User künftig doch jedes beliebige USB-C-Kabel verwenden, anstatt Apples Stecker extra bei dem Unternehmen einkaufen zu müssen. Zusätzlich zertifiziert Apple sämtliches Zubehör – egal ob Kabel oder andere Accessoires – mit dem Siegel "MFI". Dadurch verdient es bei einem Teil der Umsätze ebenso mit. Nicht zu vergessen ist auch Apples Geschäft mit Adaptern, um die Kompatibilität der eigenen Geräte mit anderen zu gewährleisten.

Kabelloses Laden ist nicht gut genug

Das Gesetz der Kommission könnte dazu führen, dass Apple nunmehr tatsächlich auf USB-C umsteigt – oder ganz auf Kabel verzichtet und kabelloses Laden mit Megsafe weiterführt. Das würde zwar bedeuten, dass Nutzerinnen und Nutzer erst die hierfür notwendigen Ladestationen erwerben müssten, der Konzern aber sein Ökosystem fortführen würde. Aus jetziger Perspektive erscheint dies aber als eher wenig praktikabel, da kabelloses Laden langsamer und weniger effizient ist als USB-C-Kabel. Gedanken darüber machen wird man sich bei dem Konzern aber definitiv – denn schließlich bedeutet ein Wechsel auch einen Eingriff in jene Unternehmensstrategie, die den iPhone-Hersteller erst so erfolgreich gemacht hat. (muz, 28.9.2021)