Englische Redewendungen sind beim Fremdsprachenerwerb oft eine Hürde. Ein Forschungsprojekt untersucht die Struktur der Sprachgebilde, um bessere Lehrmethoden zu entwickeln.

Foto: Getty Images / iStock / aga7ta

Wortbilder, Redewendungen und Metaphern gehören zu jenen Elementen, die eine Sprache farbig und lebendig machen. Beim Sprachenlernen sind sie aber auch oft eine Hürde. Denn selbst wenn man alle Wörter einer Redewendung versteht, heißt das noch lange nicht, dass man auch das dahinterstehende Sprachbild erfasst. Auch das Deutsche ist voll von solchen idiomatischen Wendungen. Was soll das schon bedeuten, wenn man "jemandem die Daumen drückt" oder gar nur "Bahnhof versteht"?

Gleichzeitig kommt es beim Erlernen einer Fremdsprache auch immer auf deren Nähe zur Muttersprache an. Viele der Wendungen sind aus anderen Sprachen übernommen oder haben sich über mehrere Kulturkreise hinweg ähnlich herausgebildet, sodass ein Verstehen leichter fällt. Letztendlich ist jede Alltagssprache von Metaphern durchtränkt – mehr noch, sie gehören zu den wesentlichen Denkstrukturen des Menschen.

Neue didaktische Konzepte

Linguisten wie Alexander Onysko sprechen in diesem Zusammenhang von sogenannten konzeptuellen Metaphern. Der Professor am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Klagenfurt erforscht mit seiner Kollegin Carina Rasse in einem vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekt, wie man die Redewendungen einer Fremdsprache besser lernen – und lehren – kann.

Der Fokus liegt dabei auf englischen Redewendungen. Lernende mit deutscher und russischer Erstsprache geben die Probanden für Versuche, die den Spracherwerb besser verstehen lassen sollen.

Darauf aufbauend werden neue didaktische Konzepte erarbeitet, die künftigen Englischstudierenden zugutekommen sollen – etwa ein Praxishandbuch, das linguistische Strukturen offenlegt und Anregungen für den einfacheren Spracherwerb gibt. Die Klagenfurter Linguisten kooperieren dabei mit russischen Sprachforschern der Universität Twer.

Sprache und Verhalten

Konzeptuelle Metaphorik ist letztendlich ein Weg, um komplexe Sachverhalte verständlich zu machen: "Der menschliche Verstand ist besonders gut, wenn es darum geht, Vergleiche zu ziehen und Bedeutungen zu übertragen. Man nutzt diese Fähigkeit, um abstrakte Gegebenheiten in konkrete Beschreibungen fassen zu können", erklärt Onysko.

"Unsere Sprache ist auf ganz grundsätzlicher Ebene von diesem Verhalten durchdrungen, egal ob wir ein Virus ‚bekämpfen‘ oder wenn wir auf ‚einer Wolke schweben‘." Vorstellungen, dass man Gutes eher oben verortet – wie übrigens auch Autoritäten – oder Zukünftiges etwas ist, das vor einem liegt, haben ebenfalls damit zu tun.

Bei vielen Ausdrücken ist man sich längst nicht mehr bewusst, dass man in Metaphern spricht. Bei anderen dagegen ist die konkrete Bedeutung so weit weg von ihrem bildhaften Inhalt, dass sie nicht mehr auf Anhieb zu verstehen ist. Onysko gibt das englische "to spill the beans" als Beispiel: Wörtlich wäre es mit "die Bohnen verschütten" zu übersetzen, doch die korrekte Übersetzung ist "ein Geheimnis verraten". Kennt man den Zusammenhang, versteht man auch die Logik des Sprachbilds: Die Bohnen sind die Geheimnisse, die aus dem Geheimnisträger herauspurzeln.

Im Rahmen des Projekts sollen etliche Experimente darüber Aufschluss geben, welche Faktoren Vorteile beim Aneignen der Metaphernwelt einer Fremdsprache bringt. "Eine Frage ist, inwieweit der Transfer von Strukturen einer Sprache, die man kann, auf jene, die man erlernt, zielführend ist", sagt Onysko mit Verweis auf die Verdoppelung der Experimente durch das russische Wissenschafterteam. "Eine andere ist, in welchem Ausmaß grafische Hilfestellungen, die die konzeptuellen Metaphern illustrieren, sinnvoll sind."

Visuelle Hilfestellung

Eine Arbeitshypothese ist, dass visueller Input besonders hilfreich ist. "Wir haben in Österreich und Russland eigene Grafiker. Sie illustrieren die Redewendung sowohl auf der Wort- als auch auf der Metaphernebene – also sowohl die verschütteten Bohnen also auch eine Person, die einer anderen ein Geheimnis zuflüstert", sagt Onysko. "Wir testen, in welcher Weise die visuelle Unterstützung Studierenden am besten präsentiert werden soll."

Gleichzeitig untersuchen die Linguisten, wo die Grenzen dieser Hilfestellungen liegen. Vielen Redewendungen fehlt etwa eine klare metaphorische Logik. Sie haben ihren Ursprung vielleicht in früheren Lebensverhältnissen, aus denen sie heute nicht mehr herleitbar sind. Onysko gibt ein Beispiel: "Es wird vermutet, dass die Wendung ‚kick the bucket‘, wörtlich also ‚den Eimer treten‘, die einfach ‚sterben‘ bedeutet, einst in Schlachthöfen entstand, wo Blut in Kübeln aufgefangen wurde." Heute ist dieser Zusammenhang längst nicht mehr nachvollziehbar. Man kann also darüber streiten, ob die Wendung überhaupt noch zu den konzeptuellen Metaphern gehört. (Alois Pumhösel, 1.10.2021)