Chris Steger am Wiener Gürtel: Mit "Zefix" wurde er heuer zum jüngsten Amadeus-Preisträger.

Foto: Hendrich

Dass der Gürtel in Wien nicht bloß etwas ist, womit eine Hose an die Hüfte gefesselt wird, erfuhr Chris Steger erst letztes Wochenende. Da lernte er den Hernalser Gürtel kennen, dort wurde er fotografiert – Sachen gibt’s!

In Wien ist er jetzt öfter, beruflich, gewissermaßen, dabei hat er noch gar keinen. Aber es ging in den letzten Monaten alles recht schnell für den Salzburger, aufregend ist, was ihm gerade widerfährt. Schließlich ist er jetzt zumindest eine Bekanntheit, wenn nicht gar schon ein wenig berühmt, auch wenn er da aus Bescheidenheit abwinkt. Dennoch – wer einen Hit hat, der ist bekannt, seiner heißt Zefix.

Global Rockstar

Geplant war das natürlich nicht, das sind Hits fast nie. Stegers Plan war, die HTL in Hallein abzuschließen und dann vielleicht Zimmerer zu werden. Doch da kommt Christof Straub ins Bild. Der hat ein Lied geschrieben, das hieß Oh shit, ich bin verliebt, und suchte dafür einen Sänger. 2019 entdeckte Straub Steger auf Youtube. Doch schnell war ihm klar, sagt Straub, "dass das mit Hochdeutsch nichts wird".

"Bester Song"

Der 52-jährige Straub war eine Hälfte des aufgelösten heimischen Folkpop-Duos Papermoon, heute betreibt er das Label Global Rockstar. Steger war zwar die richtige Wahl, das Pongauerische des 17-Jährigen zwang Straub jedoch, den Song umzuschreiben, auf Steger maßzuschneidern: Aus "Oh shit" wurde "Zefix".

Für Zefix wurde Steger vor zwei Wochen mit einem Amadeus für den "Song des Jahres" ausgezeichnet – nominiert von Ö3. Dort läuft das Lied rauf und runter, am 22. Oktober erscheint Stegers Debütalbum, er spielt sich derweil quer durchs Land. Allerdings nur an den Wochenenden, die Schule will er schon fertig machen, sagt er.

Edmund und Co

Steger zählt zu einer neuen Generation des Austropop: Seine Musik passt zu der von Pizzera & Jaus, Seiler und Speer oder Edmund, die er allesamt super findet – alle singen im Dialekt.

Steger trägt eine Krachlederne aus dem Trachtengeschäft, gibt sich naturverbunden und bodenständig. Die Hose trägt er, weil ihm das taugt. Bedenken, in ein Eck gestellt zu werden, in das er nicht will, hat er dabei keine. Gabalier würde zwar eine tragen, der spiele aber mehr Schlager und volkstümliche Musik, er nicht. Das sieht auch Christof Straub so, und die Richtungsentscheidung, wo diese Musik einzuordnen sei, haben ihnen Ö3 und das Publikum ohnehin abgenommen: "Der Chris ist jetzt Pop."

Steger wirkt im Gespräch gelassen, die Euphorie des Erfolgs ist spürbar, aber sich hinreißen zu lassen, gestattet er sich nicht: Er ist für alle immer noch der Chris, ganz normal. Bloß dass die Mama jetzt auch Management macht und meistens dabei ist, wenn er am Wochenende auftritt.

"Nicht politisch werden"

Dass sein Dialekt sein Publikum begrenzt halten könnte, davor hat er keine Angst, da zitiert er die steirische Band STS. "Die haben einmal gesagt, dass man die coolsten Lieder in der Sprache schreibt, in der man spricht."

STS mag er. Eine Best of-CD hat er im Auto, die Texte kann er auswendig. "Die haben Themen in einem Lied, aus denen man drei Lieder machen könnte."

Global Rockstar

Mit seinem Song Leicht kennt ma’s hom versucht er, diese Richtung einzuschlagen. "Mit so einem Lied kann man vielleicht ein paar Menschen erreichen, dass sie darüber nachdenken, was ich singe. Das sind Themen, die immer aktuell sind, dass wir g’scheit miteinander umgehen."

Erstes Publikum

Auch die Klimakrise beschäftigt ihn, die sei nicht zu leugnen, "aber da möchte ich nicht politisch werden". Auch für Parteien aufzutreten, kann er sich nicht vorstellen. Dass er zur Not Hochdeutsch singen kann, zeigte er als Sieger des Kiddy Contest 2016. Eine Lehrerin hatte ihn ermutigt, dort mitzumachen. Seine Eltern unterstützten ihn und tun das bis heute. Die sind zwar manchmal peinlich, schließlich ist er ein Teenager, aber nicht arg. Er mag sie sehr gern, und sie sind sein erstes Publikum, wenn er ein neues Lied hat. Sie oder seine Freunde.

"A Gaudi hom"

Deren Kritik schätzt er, sie ist ihm bedeutender, als wenn wer sagt, es sei eh super, was er mache, das aber nicht so meint. Dass er jetzt so bekannt geworden ist, ist bei seinen Freunden meist kein Thema, und vor denen angeben ginge gar nicht, wem wollte er dort schon was vormachen?

Aber natürlich erzählt er daheim von unterwegs. Der größte Auftritt von ihm und seiner dreiköpfigen Band war beim Donauinselfest, aber eigentlich sei jedes Konzert ein Gänsehautmoment, "wenn plötzlich hunderte Leute meine Lieder mitsingen, und zwar von Anfang bis zum Ende".

Mit dem Album wird das nicht weniger werden, zwei neue Songs und seine bisher im Netz veröffentlichten wird das Werk aufweisen. Daraus leitet sich auch sein momentan größter Wunsch ab: weiter Musik machen, "a Gaudi hom und dass ein paar Lieder von mir im Radio laufen und die Leute darüber nachdenken, worüber ich sing’". (Karl Fluch, 29.2.2021)