Foto: Katharina Gossow

Salzburg – Wie lang muss ein Stück Musik sein, um als Komposition gelten zu können? Welche zeitliche Ausdehnung soll eine szenische Episode beanspruchen, um als Oper akzeptiert zu werden? Die Antwort ist so schwierig wie jene bereits von den antiken Griechen gestellte, ab wie vielen Körnern man eigentlich von einem Haufen sprechen kann ...

Auch wer unter dem Label "Taschenopernfestival" Werkaufträge vergibt, kann eindeutige Antworten nicht liefern. Jedenfalls aber findet der Verein Klang21, dass es letztlich auf die Länge nicht ankommt. Schließlich präsentiert man (in der Szene Salzburg) an jedem Abend vier ganz neue kurze Werke. Was Zeynep Gedizlioğlu, Irister Schiphorst, Fabio Nieder und Wolfgang Mitterer geschrieben haben, weist jeweils eine Länge von zwölf bis 35 Minuten auf.

Thematische Klammer für alle vier Minineuheiten, welche der künstlerische Leiter des Festivals, Thierry Bruehl, inszeniert, ist der Undinen-Mythos. Dabei fungiert Friedrich de la Motte Fouqués Novelle Undine als eine Quelle, die andere ist Ingeborg Bachmanns Undine geht.

Mitterers "Kuss"

Komponist Wolfgang Mitterer hat sich in seiner Kurzoper, "die zwölf Minuten dauert, auf jenen dem Prinzen den Tod bringenden Kuss der Undine konzentriert". Bezüglich der Kurzform meint der Tiroler, der übrigens auch die Musik zum Salzburger Jedermann geschrieben hat, es sei die knappe Form "natürlich einfacher, da man sich nur auf einen Aspekt konzentrieren muss. Anders gesagt: Man gestaltet ein Bild und keine Abfolge von Bildern ..."

Mitterer findet das Festival der Bonsaiopern auch pädagogisch wertvoll: Dirigent Peter Rundel beteiligt ja junge Kollegen und Kolleginnen am künstlerischen Erarbeitungs- und Aufführungsprozess. Darüber hinaus sei es auch wesentlich, dass "die Interpreten und Interpretinnen mit unterschiedlichen Tonsprachen konfrontiert werden – und dies an einem Abend". (toš, 28.9.2021)