Franziska Giffey (SPD) wird die erste Bürgermeisterin von Berlin.

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Das Lächeln von Franziska Giffey ist in diesen Tagen viel zu sehen. Siegerin der Berlin-Wahl, auf dem Weg zur ersten Bürgermeisterin der deutschen Hauptstadt – für die 43-jährige Sozialdemokratin läuft es gerade gut.

Das war nicht immer so. Als Giffey wegen Plagiaten ihr Doktortitel entzogen wurde, war dies ein herber Schlag. Viele glaubten damals, das sei das Ende ihrer politischen Karriere. Doch Giffey hat sie eines Besseren belehrt.

Nun wird sie aller Voraussicht nach erste Regierende Bürgermeisterin, wenngleich sie nicht die erste Frau an der Spitze der Stadt ist. 1947 bis 1948 war die Sozialdemokratin Louise Schroeder kommissarische Oberbürgermeisterin.

Auch Giffey ist eine "Rote", wird aber oft mit der Kanzlerin verglichen. Angela Merkel ist die erste Ostdeutsche im Kanzleramt, Giffey wird als erste Ostdeutsche ins Rote Rathaus einziehen.

Sie stammt aus Briesen bei Frankfurt an der Oder (Brandenburg). Von ihren Eltern weiß sie, was Neuorientierung bedeutet. Die beiden verloren nach der Wende zunächst ihre Jobs und mussten auf Kfz-Meister und Buchhalterin umsatteln.

Der Kehlkopf macht Probleme

Giffey selbst wäre gerne Lehrerin geworden, doch ihr wurde wegen einer Kehlkopfmuskelschwäche und der daraus resultierenden Stimmprobleme davon abgeraten.

Sie brach ihr Lehramtsstudium ab und absolvierte die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) in Berlin. In die SPD trat sie 2007 ein und wurde zur Kassierin im SPD-Vorstand von Berlin-Neukölln gewählt. Dort startete Giffey auch ihre politische Karriere.

2015 wurde sie Neuköllner Bezirksbürgermeisterin und wiederholte immer wieder, dass Integration nur funktionieren könne, wenn sich alle an die Regeln halten. Sie galt damals schon als rote Hoffnung. "Auf Franziska kann man sich verlassen", hatte ihr früher schon eine Lehrerin ins Heft geschrieben.

2018 wechselte sie als Familienministerin in die Bundesregierung. Während sie sich um Verbesserungen in der Pflege und bei der Betreuung in Kindergärten bemühte, schwebte die Plagiatsdebatte um ihre Doktorarbeit an der Freien Universität Berlin über ihr.

Dies verbaute ihr die Kandidatur zur Chefin der Bundes-SPD. Und nach langer Prüfung wurde ihr der Doktortitel dann im Juni 2021 aberkannt. Kurz vorher war sie schon als Familienministerin zurückgetreten, startete dann aber in Berlin noch einmal durch und schaffte es bis ganz nach oben. (Birgit Baumann, 29.9.2021)