Die künftigen Chefs von Wifo, Gabriel Felbermayr (Mitte), und IHS, Lars Feld, trafen am Dienstag Finanzminister Gernot Blümel. Die Finanzierung der Institute wird seitens OeNB neu aufgestellt.

APA/Hans Punz

Kaum sind die neuen Chefs an Bord, geht es ums Geld für Österreichs Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo, IHS und Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Wobei es sich um eine zufällige Koinzidenz handeln dürfte, denn die mehrjährigen Finanzierungsverträge mit dem Finanzministerium laufen Ende 2021 aus, das Tauziehen um neue Modalitäten läuft jetzt.

Die neuen Chefs, Gabriel Felbermayr (Wifo) und Lars Feld (IHS), werden sich warm anziehen müssen. Zwar ist das Finanzministerium unter Gernot Blümel (ÖVP) bei allen Instituten die wichtigste Geldquelle – aber auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) spielt seit 1986 eine gewichtige Rolle beim Finanzieren. Und sie stellt ihre Finanzierungsmodalitäten nun auf gänzlich neue Beine. Die Basissicherung wird sukzessive, beginnend mit 2022 und 2023, um rund zwei Drittel gekürzt. Die Forschungsinstitute sollen sich "kompetitiver" um Geldmittel bemühen müssen, haben Recherchen des STANDARD ergeben. Die OeNB wird Forschungsprojekte künftig ausschreiben – und alle, auch ausländische Forscher, sollen sich darum bewerben können. Die erste Ausschreibung soll noch heuer im Herbst rausgehen.

Wohin das Geld fließt

Das hat das OeNB-Direktorium unter Robert Holzmann beschlossen. Bisher sei das Geld ohne jegliche Leistungskontrolle vergeben worden, heißt es, und das solle nun eben anders werden. Sprich die OeNB will über Leistungskriterien kontrollieren, wohin das Geld fließt und ob die Investitionen ihren Zweck erfüllen. So wolle man etwa prüfen, ob den "Sponsorings" entsprechende wissenschaftliche Publikationen, Zitierungen oder Ähnliches aus den drei Häusern gegenüberstehen. Den dafür nötigen Beschluss will der Generalrat, also das OeNB-Aufsichtsgremium unter Vorsitz von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, bereits im Oktober fassen.

Bei all dem geht es um viel Geld. Im Jahr 2020 hat das Wifo 1,734 Millionen Euro von der OeNB bekommen, beim IHS waren es 1,3 Millionen Euro und beim WIIW 600.000 Euro. Zwei Drittel weniger an Grundausstattung macht da einen gewichtigen Betrag aus – ob das Finanzministerium das abdeckt, das werden erst die Verhandlungen ergeben.

Mahrers Doppelrolle

Das IHS hatte zuletzt rund elf Millionen Euro Umsatz, rund 60 Prozent davon hat es über Auftragsforschung selbst aufgestellt. Der Rest komme eben von Finanzministerium und Nationalbank, erklärt der Vorsitzende des IHS-Kuratoriums, Franz Fischler.

Das Wifo hatte zuletzt ein Budget von 13 Millionen Euro, ein Drittel davon (also rund 4,3 Millionen) stammt aus Auftragsforschung. Zwei Drittel sind Grundfinanzierung, von denen die OeNB bis jetzt die genannten 1,7 Millionen Euro beisteuerte, der Rest kommt aus dem Finanzministerium. OeNB-Präsident Mahrer spielt da nun eine interessante Doppelrolle, ist er doch auch Präsident des Wifo-Vorstands. Er hat also neben der OeNB auch auf die Ausstattung des Wifo ein Auge.

Abseits der neuen Finanzierungsmodalitäten gibt es im IHS noch andere Unwägbarkeiten. Denn der neue Chef, Lars Feld, hat noch gar keinen Vertrag. IHS-Vorsitzender Fischler stellt einen Zusammenhang zum Finanzierungsthema in Abrede, es sei vernünftig, dass sich der neue Chef für Finanzierungssicherheit starkmache.

Widerstand an der Uni Wien

Ob Feld, früher deutscher Wirtschaftsweiser von der Uni Freiburg, seinen Dienst im Institut am Freitag überhaupt antritt, hängt offenbar auch von der Uni Wien ab. Feld, als Professor in Freiburg beurlaubt, strebt neben der IHS-Führung auch eine Professur an der Fakultät für Volkswirtschaftslehre der Uni Wien an. Allerdings gibt es dort Widerstand. Die Uni war in die Bestellung beim IHS nicht eingebunden und hat laut Insidern nur überschaubares Interesse, einen Professor aufs Auge gedrückt zu bekommen. Felds Publikationen passten nicht ins Profil des Instituts, man bevorzuge zudem eine Frau – das Institut ist männlich dominiert. Die Doppelfunktion gab es auch bei Felds Vorgänger Martin Kocher, der allerdings von der Uni München keine Beurlaubung bekommen hatte und deshalb eine Professur brauchte, um die Kriterien für die IHS-Spitze zu erfüllen.

Auch Wifo-Chef Felbermayr bekommt an der WU Wien einen Platz. (gra, szi, ung, 27.9.2021)