Der Hardware-Herbst ist in vollem Lauf: Nach Apple und Microsoft stellt nun auch Amazon zeitgerecht für das wichtige Weihnachtsgeschäft neue Gerätschaften vor. Der zugehörige Event im Hauptquartier in Seattle fällt zwar auch heuer wieder der Pandemie zum Opfer, zudem wurden einige neue Geräte – Stichwörter: Fire TV Stick und Kindle – schon im Vorfeld präsentiert, und doch sind noch ein paar relevante Vorstellungen zusammengekommen.

Astro ist hier

Früher oder später musste es wohl passieren: Unter dem Namen Astro hat Amazon einen eigenen Haushaltroboter vorgestellt. Mit der digitalen Assistentin Alexa ausgestattet, soll er den Nutzern auf Zuruf in der Wohnung folgen. Zu diesem Zweck ist der rund neun Kilogramm schwere Roboter mit Rollen ausgestattet und kann eine Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde erreichen. Beim Design wirkt es so, als habe man sich an fiktionalen Robotern wie Wall-E orientieren, um das Gerät möglichst niedlich wirken zu lassen. Als Gesicht fungiert ein Display, auf dem in Form von Kreisen die "Augen" von Astro angedeutet werden. Dazu passend soll der Roboter natürlich auch eine freundliche Persönlichkeit aufweisen, versichert Amazon. All die Aktionen werden dabei mit Geräuschen untermalt. Was folgerichtig bedeutet: Im Roboter befinden sich selbstverständlich auch Lautsprecher.

Der Star des Abends: Astro.
Foto: Amazon

Im Inneren arbeiten eine Reihe von Sensoren und mehrere Prozessoren aus Amazons eigener Entwicklung, um die gesamte Umwelt laufend zu analysieren und auf sie reagieren. So wird etwa die gesamte Wohnung kartografiert, damit der Roboter sich zurechtfindet. Ähnliches kennt man so zwar bereits von Staubsaugerrobotern, Astro soll aber natürlich wesentlich schneller auf aktuelle Veränderungen reagieren können. Zudem besitzt er eine Ladebereich, der Objekte von bis zu zwei Kilogramm Gewicht transportieren kann. Auch ein USB-C-Anschluss findet sich an dieser Stelle, um etwa das eigene Smartphone zu laden – mit bis zu 15 Watt.

Ausfahrbare Kamera

Besonders auffällig ist eine Periskopkamera, die der Roboter selbst bis zu einen Meter ausfahren kann, um sich in höheren Regionen einen Überblick zu verschaffen. Diese Kamera kann zusätzlich als Überwachungskamera oder auch für Videoanrufe genutzt werden, sie hat 12 Megapixel. Zudem wurden mehrere Mikrofone verbaut, um auf Sprachbefehle von überall aus reagieren zu können. Außerdem kann Astro wie andere Alexa-Geräte auch Musik abspielen oder Videos wiedergeben.

amazon

Direkt kaufen kann man Astro vorerst allerdings noch nicht. Wer daran Interesse hat, kann eine Einladung für den Kauf beantragen – zumindest wenn man in den USA lebt. Der Preis soll dann bei 999 US-Dollar liegen.

Echo Show 15

Waren digitale Assistenten wie Alexa oder der Google Assistant im smarten Zuhause zunächst vor allem in Lautsprechern zu finden, spielen smarte Displays in den vergangenen Jahren eine immer wichtigere Rolle. Üblicherweise handelt es sich dabei um Geräte, die auf dem Tisch stehen, nun geht Amazon aber in eine andere Richtung – und zwar eine, die eigentlich recht naheliegend klingt.

Der Echo Show 15.
Foto: Amazon

Mit dem Echo Show 15 stellt Amazon das erste smarte Display vor, das an die Wand gehängt werden kann. Mit einem 15,6 Zoll großen Full-HD-Display ausgestattet, steht im Zentrum einmal mehr Alexa. Zusätzlich zur Sprachinteraktion gibt es aber auch ein neues Widget-System, das die Nutzer individuell anpassen können, um die für sie wichtigsten Informationen anzeigen zu lassen. Dazu zählen etwa Notizen, To-do-Listen oder auch ein gemeinsamer Kalender. Und natürlich gibt es ein Smart-Home-Widget, mit dem etwa Licht oder andere Geräte ferngesteuert werden.

Fernseher und Fotorahmen

Gleichzeitig soll das Gerät als eine Art Küchenfernseher fungieren, es können also auch Videos von Prime Video oder Netflix auf dem Gerät abgespielt werden. Dazu kommt ein eigener Modus, in dem der Echo Show 15 zum digitalen Fotorahmen mutiert – das natürlich mit direkter Amazon-Photos-Anbindung. Generell ist der Look des gesamten Geräts recht augenscheinlich auf diesen Modus ausgerichtet, betont also den Rahmen.

An der Seite ist ein mechanischer Schalter zum Deaktivieren der Kamera.
Foto: Amahon

Im Echo Show 15 ist aber auch eine 5-Megapixel-Kamera eingebaut. Neben naheliegenden Anwendungen wie Videochat kann diese auch zur Personalisierung verwendet werden, um einzelne Nutzer zu identifizieren und ihnen dann passende Daten anzuzeigen. Die entsprechenden Daten werden dabei ausschließlich lokal verarbeitet, wie Amazon betont, sie werden also nicht in die Cloud hochgeladen. Möglich macht das eine neue Version des eigenen AZ2-Prozessors, der extra für Maschinenlernaufgaben entwickelt wurde – und der eben auch bei Astro zum Einsatz kommt.

Verfügbarkeit

Der Echo Show 15 soll um 249,99 Euro auch in Europa verkauft werden, einen konkreten Termin nennt man dabei aber noch nicht. Separat sollen ein passender Ständer und weiteres, bislang unspezifiziertes Zubehör verkauft werden.

Amazon Glow

Eine neue Geräteklasse eröffnet das Unternehmen unter dem Namen Amazon Glow, und zwar eine, die quasi für die Pandemie entworfen wurde. Neben einem Bildschirm für Videotelefonie beinhaltet das Gerät nämlich auch einen Projektor, der Spiele und andere Aktivitäten auf Tisch oder Boden projizieren kann. Und dank passender Sensoren kann diese Fläche dann auch mit dem Finger gesteuert werden. Passend dazu hat man mit diversen Unternehmen für entsprechende Inhalte zusammengearbeitet – unter anderen Disney und Nickolodeon. Die Privatsphäre soll ein Schalter sichern, der sowohl Kamera als auch Mikrofon deaktiviert, wenn das Gerät nicht gebraucht wird.

Amazon Glow ist wie für die Pandemie gemacht.
Foto: Amazon

Amazon Glow wird ebenfalls zunächst nur in den USA erhältlich sein, einen genauen Termin nennt der Hersteller einmal mehr nicht. Allerdings können sich Interessenten erneut vorab anmelden und auf eine Einladung hoffen. Wer hier auserkoren wird, kann dann das Gerät um 249,99 US-Dollar kaufen. In der ersten Hälfte 2022 soll dann ein Softwareentwicklungskit folgen, mit dem Drittentwickler eigene Programme für den Glow erstellen können.

Thermostat

Dann steigt Amazon auch noch in das Geschäft mit smarten Thermostaten ein, und zwar so, wie man es von dem Onlinehändler kennt: mit Preisen, mit denen man die Konkurrenz deutlich unterbietet. Gerade einmal 59,99 US-Dollar soll der Thermostat kosten, entwickelt wurde er in Kombination mit der Firma Honeywell.

Apropos Smart Home: Mit der Blink Video Doorbell gibt es jetzt auch ein direktes Pendant zur Google Nest Doorbell – und zwar sogar im deutschsprachigen Raum. Die Kombination aus Türklingel und Kamera wirbt mit einer 1080p-Auflösung, Infrarot-Video bei Nacht, Zwei-Wege-Audio und natürlich Integration mit smarten Lautsprechern und Displays. Auch hier nennt man keinen Starttermin, aber zumindest einen Preis: 59,99 Euro.

Router

Parallel zu den echten Neuvorstellungen gibt es bei einem Produkt auch eine Ausdehnung der Verfügbarkeit: Die aktuellen Mesh-WLAN-Router der Eero-Pro-6-Reihe sind ab sofort auch im deutschsprachigen Raum erhältlich. Diese werben mit Wi-Fi 6 und einem integrierten Smart-Home-Hub mit Zigbee-Support. Ein Router soll dabei 190 Quadratmeter abdecken, drei Stück bis zu 560 Quadratmeter. Jeder Router ist mit zwei Ethernet-Anschlüssen ausgestattet.

Ganz billig ist all das aber nicht: Der Preis für den Eero Pro 6 beginnt bei 249 Euro für ein Exemplar, drei Stück gibt es um 639 Euro. (Andreas Proschofsky, 28.9.2021)