Noch bis 3. Oktober geht in Zhuhai die China International Aviation & Aerospace Exhibition über die Bühne. Die normalerweise alle zwei Jahre stattfindende Leistungsschau – sie fiel vergangenes Jahr aufgrund der Pandemie aus – ist die größte und wichtigste Airshow des Landes. Und somit eine gute Gelegenheit für Peking, seine wachsenden Fähigkeiten in der Luftfahrt zu präsentieren. Langstreckendrohnen etwa oder Kampfflugzeuge zogen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

Zivile Luftfahrt im Visier

Auch abseits des militärischen Kontexts hat China große Pläne. Mit der Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) will man den globalen Markt für zivile Flugzeuge kräftig aufmischen. Der Hoffnungsträger mit dem Namen C919 allerdings ist laut der Nachrichtenagentur Reuters heuer nicht präsent.

Die Comac C919 ist das erste zweistrahlige Passagierflugzeug, das vollständig in China entwickelt wurde und dort seit 2015 durch das Konsortium Commercial Aircraft Corporation of China gebaut wird.
Foto: AFP

Dabei hätte 2021 das Jahr des Passagierflugzeugs aus chinesischer Produktion werden sollen, das als Konkurrent für den Airbus A320 und die Boeing 737 gehandelt wird – soll doch die C919 sozusagen die dritte Option auf dem Markt für Flugzeuge mit mehr als hundert Sitzen sein. Immerhin hat Peking das Flugzeug zu einem integralen Bestandteil seiner "Made in China 2025"-Initiative gemacht, die darauf abzielt, den Rückstand bei hochentwickelten Technologien aufzuholen, und dem Land so helfen soll, autark zu werden.

Verzögerungen

Dabei mussten die Chinesen bereits einige Rückschläge hinnehmen. So liegt die Entwicklung der C919 schon mindestens fünf Jahre hinter dem Zeitplan. Man hatte immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen, Testflüge wurden stark eingeschränkt. Verzögerungen sind bei komplexen Luft- und Raumfahrtprogrammen üblich, aber der besonders langsame Fortschritt kann als eine potenzielle Blamage für China gelten, das viel in seinen ersten ernsthaften Versuch investiert hat, die Vorherrschaft von Boeing und Airbus auf dem globalen Markt zu brechen. Die Entwicklungskosten sollen rund 7,1 Milliarden Euro betragen haben.

Nichtsdestotrotz gibt man sich bei der Erstkundin China Eastern Airlines optimistisch, dass man noch in diesem Jahr die erste C919 bekommen werde. Nun gibt es allerdings wieder Berichte über Verspätungen, etwa bei Reuters: Comac soll Probleme haben, den Zeitplan bei Zertifizierung und Produktion der C919 einzuhalten.

Die Abmessungen entsprechen mit einer Länge von 38,6 und einer Spannweite von 35,4 Metern weitgehend den Mittelstreckenmodellen der Airbus-A320-Familie und der Boeing 737, mit denen Comac insbesondere auf dem chinesischen Markt in direkte Konkurrenz tritt.
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Als Grund für die Verzögerungen werden verschärfte US-amerikanische Exportkontrollen genannt, die der damalige Präsident Donald Trump initiiert hatte. Sie gelten seit Dezember 2020 und haben zur Folge, dass Zulieferer nicht rechtzeitig liefern können. Den bei Reuters angegebenen Quellen zufolge erhalten Lieferanten aus den USA zwar die Exportlizenzen, allerdings erst nach und nach. Das kann die Produktion womöglich monatelang verzögern. Der staatliche chinesische Flugzeugbauer konzentriert sich gerade auf das Testflugprogramm der C919 und will trotz aller Probleme noch vor Ende des Jahres die chinesische Zertifizierung für das Modell erreichen. Laut Reuters-Informationen könnte das auch gelingen, allerdings vorerst mit gewissen Einschränkungen für den Flugbetrieb.

Ernstzunehmende Konkurrenz

Einige Analysten meinen, dies sei aus der Sicht Chinas aber kein Beinbruch. Man habe die C919 schon bisher vor allem den staatlichen Fluglinien schmackhaft gemacht, wolle also zunächst den Inlandsmarkt mit dem Flugzeug made in China ausstatten, um dort das "Monopol" von Boeing und Airbus zu brechen. Im Ausland hatte zuletzt nur die Leasingfirma Gecas, im Eigentum von General Electric, Interesse bekundet. Das könnte sich nach Expertenmeinungen in zehn bis 15 Jahren und mit der nächsten Generation der C919 oder anderen neu entwickelten Modellen von Comac ändern: Dann werde der chinesische Flieger zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten auf dem internationalen Flugzeugmarkt werden. (red, 29.9.2021)