Mardy Fish, einst die Nummer sieben der Weltrangliste, spricht heute offen über seine psychische Erkrankung.

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Kein Meckern, heißt es gleich zu Beginn. Keine Ausreden. Zeig ja keine Schwäche!

"Untold: Breaking Point" beleuchtet den Weg des Ex-Tennisprofis Mardy Fish. Der US-Amerikaner lebt "eine ganz gewöhnliche Karriere" ohne Erfolg, wie er sagt. Mit 28 Jahren will er raus aus seinem Hamsterrad, stattdessen steigt er in ein Spaceshuttle. Er interpretiert seine Karriere als eine Zitrone, die er ausquetschen muss, um sich im höheren Alter keine Vorwürfe zu machen. Plötzlich trainiert er wie ein Verrückter, geht um 19.30 Uhr ins Bett, trifft keine Freunde mehr. Er verliert 15 Prozent Körpergewicht – und gewinnt deutlich mehr Matches. Die Radikalkur wirkt, sie befördert ihn in den Kreis der acht besten Tennisspieler der Welt.

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Die Dokumentation zeigt mit simplen Mitteln, wie schön und schön komplex der Tennissport ist. Fish muss lediglich über seine zahllosen Gedanken sprechen, die ihm vor dem Aufschlag eines Gegners durch den Kopf gehen. Eine der stärksten Szenen.

Doch als er seine Form verliert, Siege wieder ausbleiben, mischen sich auch böse Gedanken ein. Bedingt durch den immensen Erwartungsdruck entwickelt Fish eine heftige Form von Angststörung. Zum wohl größten Match seiner Karriere – gegen Roger Federer – kann Fish nicht antreten. Auch weil er erkennt, dass er nicht muss.

Was von der Dokumentation hängen bleibt: Psychische Probleme können jeden treffen. "Untold: Breaking Point" trägt zur Akzeptanz bei, indem Spitzensportler ihre Strahlkraft nutzen und Schwächen zugeben. Der Film geht noch einen Schritt weiter, macht aus Fish einen stillen Helden.

Wie im echten Leben mit psychischen Erkrankungen hat auch "Untold: Breaking Point" kein klares Happy End. Fish spricht von einem "täglichen Kampf", an den er sich aber gewöhnt habe. Nur so viel sei erwähnt: Heute darf er sich Kapitän nennen, das hat auch mit dem Tennis zu tun. Und die Rolle macht ihn unheimlich stolz. (Lukas Zahrer, 30.9.2021)