Pariser Flair der 1920er-Jahre trifft auf modernes Wiener Lebensgefühl – das ist das gestalterische Motto des neuen Hotels Motto in der Wiener Mariahilfer Straße. Und schon in der Eingangshalle wird klar: Es wird heimelig.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Wie es sich für ein gutes altes Hotel gehört, ist das Stiegenhaus sehr groß und pompös. Doch der Schein trügt: Was man sieht, ist neu – aber auf alt getrimmt. Dies trifft jedoch nicht auf alle Einrichtungsgegenstände zu: So stammen einige der Lampen, Möbel und Accessoires tatsächlich vom alten Pariser Hotel Ritz.

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Die Geschichte des Hauses reicht bis ins Jahr 1665 zurück. Einst firmierte es als Hotel zum goldenen Kreuz, ab 1872 dann als Hotel Kummer. Die vier großen Statuen an der Ecke zur Mariahilfer Straße wurden 1904 bei der Renovierung von Ludwig Schwarz hinzugefügt.

Architekt Arkan Zeytinoglu hat das altehrwürdige Haus nun im Auftrag des Entwicklers Wertinvest zum Boutique-Hotel Motto umgebaut.

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Die 91 Zimmer und Suiten sind passend zu den Themen "Flora" oder "Fauna" eingerichtet. Stoffbezogene Wände und eigens für das Hotel gestaltete Teppiche, Möbel, Fliesen und Lampen ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Haus und erzeugen ein ungewöhnliches Gefühl von Nostalgie.

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Die Liebe zum Detail wird auch in der Gestaltung der französischen Balkone sichtbar: So nehmen die Stabgeländer die Form des Hotel-Logos auf. Ursprünglich waren die Fenster entlang der Schadekgasse übrigens ohne Balkon und herausklappbaren Sonnenschutz.

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"Nicht protzig und auffällig, sondern mit zurückhaltender Eleganz", beschreibt der Hotelpächter und nunmehrige Hausherr Bernd Schlacher seine Überlegungen zur Gestaltung der Hotelräume. Um die österreichische Wirtschaft zu unterstützen, wurden bewusst viele Kleinstbetriebe wie Metallbauer, Schlosser, Tapezierer und Tischler aus dem unmittelbaren örtlichen Umfeld beauftragt.

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Mut bewies man auch in der Wahl der Sanitäreinrichtung. So hat die freistehende Badewanne nicht nur eine Armatur im Vintage-Look, auch die hochhängenden Spülkästen mit Kette sind für ein Vier-Sterne-Hotel sehr ungewöhnlich. Letztendlich machen aber gerade diese Details das entspannte Flair des Hotel Motto aus.

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Apropos Mut: Als eines der ersten Hotels Österreichs hat das Motto eine geschlechtsneutrale Unisex-Toilette mit Schminkplätzen und Pissoirs. Dass die Wandtapete an schreiende Männer erinnert, ist vermutlich nur ein Zufall.

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Die absoluten Highlights sind jedoch das Restaurant und die Bar im Obergeschoß. Hier stehen österreichische Gerichte mit französischen und nordafrikanischen Einflüssen auf der Speisekarte. Viele Grünpflanzen sorgen auch hier für eine Wohnzimmer-Atmosphäre.

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Die Proportionen der Kuppel folgen der Geometrie der Kopffassade. Die massiven Streben sind gleichzeitig auch ein Sonnenschutz, der einen Blick nach außen erlaubt. Aufgrund der Form wird die Glaskuppel intern "Ananas" genannt.

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Besonders ist auch der Ausblick von der Dachterrasse. Sie soll im Mid-Century-Style der 1960er-Jahre mit bonbonfarbenen Sonnenschirmen und Lounge-Chairs zum Entspannen einladen. Ursprünglich war hier auch ein kleiner Dachpool geplant. Die Idee wurde jedoch im Laufe der Entwicklung wieder verworfen.

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Der Dachaufbau von Arkan Zeytinoglu Architects setzt nicht nur aus städtebaulicher Sicht ein starkes Zeichen an der Mariahilfer Straße, sondern vervollständigt auch das Ensemble der zueinander in Beziehung stehenden Eckhäuser. (Michael Hierner, hierner.info, 2.10.2021)

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