Zuerst kamen die scharfen Angriffe, dann folgten Taten. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte kurz vor der oberösterreichischen Wahl den großen Lebensmittelhändlern Spar, Rewe und Hofer unfaire Geschäftspraktiken vorgeworfen und "erpresserische Zustände" beklagt. Der Handel sei so dominant gegenüber den landwirtschaftlichen Erzeugern, dass er de facto die Preise diktiere, sagte Köstinger. Ende der vergangenen Woche legte sie nach und präsentierte tatsächlich einen Gesetzesvorschlag, der unfairen Praktiken im Handel Einhalt gebieten soll.

Aber ist das wirklich die große Baustelle in der österreichischen Landwirtschaft, pressen die Lebensmittelhändler die Bauern tatsächlich aus? Was ist generell dran an den Wehklagen vieler Landwirte, dass sie trotz hoher Agrarförderungen in Österreich und aus der EU nicht mehr über die Runden kommen? Wie kann moderne Agrarpolitik im 21. Jahrhundert aussehen?

Ist Überproduktion das große Problem?

Rund um diese Fragen diskutiert und gestritten wurde beim Videotalk "STANDARD mitreden". Mit dabei sind Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und der Chef des Handelsverbands, Rainer Will, der für Billa, Spar und Co spricht. Zu Gast sind der als Wutbauer bekannte steirische Landwirt Christian Bachler und der Milchbauer Ernst Halbmayr. Mit dabei ist auch die auf Wettbewerbsrecht spezialisierte Ökonomin Agnes Kügler vom Forschungsinstitut Wifo.

Dabei schildern Bachler und Halbmayr ihre Erfahrungen mit Händlern. Wie sich Bachler einen radikalen Wandel in der Landwirtschaft vorstellt? Die Antworten gibt es im Video. Ebenso zu der Frage: Wie würde Österreich aussehen, wenn die üppigen Agrarsubventionen verschwinden würden und viele Bauern ihre Arbeit einstellen müssten? Droht dann wirklich eine Lebensmittelknappheit? (Andreas Müller, 5.10.2021)