Am 1. Oktober findet der Tag der Stiftungen statt. Er macht europaweit auf das Wirken von Stiftungen aufmerksam, so auch in Österreich mit einer Veranstaltung des "Verbands für gemeinnütziges Stiften". Aber was tun Stiftungen eigentlich und wer steckt dahinter? Dass das Thema durchaus ein schwer greifbares ist, zeigt allein schon das Selbstverständnis des deutschen Verbands, der die jährliche Veranstaltung mit folgenden Worten auf seiner Website einleitet: "Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung weiß, was Stiftungen über Jahrhunderte hinweg für die Gesellschaft leisten."

In Österreich denken viele bei dem Wort "Stiftungen" eher an Steuervermeidungsstrategien, wie sie etwa vor einigen Jahren durch Karl-Heinz Grasser oder Julius Meinl und Thomas Prinzhorn ins Auge der Öffentlichkeit gerückt sind. Besonders wichtig ist daher die Unterscheidung zwischen Stiftung und gemeinnütziger Stiftung. Denn auch hier gibt es internationale Beispiele, die durchaus bekannt sind: Spätestens durch die Covid-19-Pandemie und damit einhergehenden Verschwörungstheorien ist die Gates-Foundation keine Unbekannte mehr. Bereits vor dem Coronavirus war sie maßgeblicher Geldgeber der WHO, wegen der geplanten Scheidung von Bill und Melinda Gates, ist sie sogar in den Boulevardspalten der Medien gelandet. Sie erlangte also eine Prominenz, von der gemeinnützige Stiftungen in Österreich nur träumen können. Oder sind sie eigentlich eh ganz zufrieden damit, leise und im Hintergrund zu agieren?

Starker Sozialstaat

Um der Sache mit den Stiftungen auf den Grund zu gehen, sprachen wir mit Ruth Williams, Generalsekretärin vom Verband für gemeinnütziges Stiften. Gleich zu Beginn ist es für sie wichtig zu betonen, dass Stiftungen keine Bankomaten für NPOs und gesellschaftliche Initiativen seien. Ihr zufolge streben sie Partnerschaften auf Augenhöhe an, um gemeinsam ein gesellschaftliches Problem zu lösen. "Es geht immer um Beziehung", sagt Williams, die gemeinnützige Stiftungen als ein gutes Werkzeug für Innovation und als Labor zum Scheitern bezeichnet.

Stiftungen sind keine Bankomaten für NPOs.
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Aber warum ist es nun so schwierig, in Österreich als gemeinnützige Initiative auf der Suche nach Finanzierung an Stiftungen heranzukommen? Eine Antwort ist sicherlich die langjährige Tradition eines vergleichsweise starken Sozialstaats, der hierzulande durch zahlreiche Förderungen Projekte aller Arten unterstützt. Die liberale angloamerikanische Herangehensweise steht hier im krassen Gegensatz: Kunst, Kultur, Forschung und Wissenschaft wären jenseits des Teiches ohne private Geldgebende nicht vorstellbar. Ist es am Ende also tatsächlich etwas Gutes, dass der Bereich der Philanthropie in Westeuropa gar nicht erst notwendig ist?

Verstecktes Geld

Fest steht, dass viele Proponenten hiesiger Organisationen, dem Image des "versteckten Geldes" sowie dem Wirken ohne breite öffentliche Sichtbarkeit aktiv entgegenarbeiten. Der Tag der Stiftungen selbst ist hierbei genauso eine Initiative, wie die in diesem Rahmen ausgetragene Verleihung "Stifter*in des Jahres". Aber auch einzelne Stiftungen treten aktiv ins Rampenlicht, wie etwa die erst vor einigen Jahren gegründete MEGA-Bildungsstiftung, die mit begleitender Medienpräsenz im ORF die Öffentlichkeit sucht.

Die Aufgabe der öffentlichen Hand werden Stiftungen bei der Finanzierung von Kunst und Kultur ebenso wie bei gemeinnützigen Projekten in unseren Gefilden wohl auch noch länger nicht abnehmen können. Was sie aber wohl können, ist das Ermöglichen neuer und innovativer sozialer Modelle und Lösungen. Und das durchaus auch in Partnerschaft auf Augenhöhe mit der öffentlichen Hand, wie etwa bei Österreichs erster Social-Impact-Bond "Perspektive:Arbeit", einem neuen Finanzierungsmodell für soziale Projekte.

Stiftungen sind keine Bankomaten und wollen es auch nicht werden. Doch sie bergen das Potenzial, zu einem treibenden Motor sozialer Innovation zu werden. Umso wichtiger also der Image-Wechsel von versteckten Geldgebenden zum sichtbaren Changemaker. (Fabian Scholda, Gregor Ruttner-Vicht, 1.10.2021)