Manche Kinder mit einem bestimmten Gendefekt am Chromosom 22 entwickeln im Laufe ihres späteren Lebens eine psychotische Erkrankung.

Foto: imago images/ANE Edition

Jedes dritte Kind, dem ein kleines Stück Erbinformation auf dem 22. Chromosom fehlt, entwickelt später eine psychotische Erkrankung wie Schizophrenie. Welche Kinder dies trifft, versuchen Medizinerinnen und Mediziner anhand von neurobiologischen Mechanismen und bestimmten Symptomen herauszufinden.

Nun hat ein internationales Forschungsteam um Corrado Sandini von der Universität Genf einen auf Netzwerkanalysen basierenden Algorithmus entwickelt, der anhand einer Gewichtung von Symptomen die Entwicklung einer psychotischen Krankheit bei Kindern mit diesem Gendefekt vorhersagt. Das könnte helfen, gezielt Symptome zu bekämpfen, um das Risiko für Psychosen zu verringern, hoffen die Forschenden.

Die wichtigsten Variablen

Um ihr Werkzeug zu testen, speisten die Forschenden den Algorithmus mit 40 Variabeln, die bei 70 Kindern von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter alle drei Jahre mithilfe der Eltern erfasst wurden. Dazu gehörten beispielsweise Halluzinationen, Schuldgefühle und die Bewältigung des täglichen Stresses.

Wie die Wissenschafter im Fachmagazin "eLife" berichten, gelang es ihnen, die wichtigsten Variablen herauszukristallisieren, die die Entwicklung psychischer Probleme drei Jahre später vorhersagen. "Wir fanden heraus, dass ein ängstliches 10-jähriges Kind, dessen Angst sich in der Adoleszenz in eine Unfähigkeit zur Stressbewältigung verwandelt, wahrscheinlich eine psychische Erkrankung entwickelt", erklärte Sandini.

Angst und Traurigkeit

Die Entwicklung der Angst sei also ein wichtiges Warnsignal. Auch Traurigkeit, die sich im Laufe der Zeit zu Schuldgefühlen entwickle, habe sich als ein sehr wichtiges Symptom erwiesen.

Anhand einer zweiten Stichprobe von Kindern konnten die Forschenden bestätigen, dass die Methode zuverlässig funktioniert. Sie wollen nun das Vorhersageinstrument verfeinern, indem sie auch andere Variablen wie beispielsweise das Gewicht in die Bewertung einfließen lassen. (red, APA, 5.10.2021)