Zum dritten Mal nach 2005 und 2015 haben Pro Holz Austria, die Stadt Wien und das Architekturzentrum Wien den Holzbaupreis Wienwood ausgelobt. In vier Kategorien wurden preiswürdige Objekte gesucht, die zwischen Juni 2015 und Juni 2021 fertiggestellt wurden. 56 Einreichungen hat die Jury unter dem Vorsitz der Architekturpublizistin Gabriele Kaiser erhalten.

Zum ersten von vier Hauptpreisträgern wurde der Kindergarten Pötzleinsdorf gekürt. Er wurde 2018 nach Plänen von Schluder Architekten fertiggestellt, Bauherr war die Stadt Wien, ausführendes Unternehmen war Handler Bau.

Foto: proHolz Austria/Klomfar

Drei sanierungsbedürftige Bauten wurden hier durch moderne Holzbauten ersetzt, der hohe Vorfertigungsgrad ermöglichte eine kurze Bauzeit bei laufendem Betrieb.

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Ebenfalls unter den Preisträgern ist die Wohnanlage Paulasgasse in Wien-Simmering, errichtet vom Bauträger Neues Leben nach Plänen von Riepl Kaufmann Bammer Architektur. Für den Holzbau zeichnete Kaufmann Bausysteme verantwortlich.

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Die Stiegenhäuser wurden betoniert, die dreigeschoßigen Trakte mit Staffelgeschoß obendrauf sind aber reine Holzbauten aus vorgefertigten vollgedämmten Holzrahmenbauwänden und Brettsperrholzdecken. "Nach längerer Pause hat eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft in Wien erstmals wieder eine größere Wohnanlage in Holzbauweise errichtet, was im Rahmen des straffen Kostenrahmens eindrucksvoll gelang", so die Jury.

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Dritter Hauptpreisträger ist das Ilse Wallentin Haus der Universität für Bodenkultur, errichtet von der Bundesimmobiliengesellschaft nach Plänen von SWAP Architekten und Delta. Ausführendes Unternehmen war Lieb Bau Weiz, das neue Bibliotheks- und Seminargebäude wurde 2020 fertiggestellt.

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Es handelt sich hier um einen viergeschoßigen Holzskelettbau mit einem Holzanteil von 78 Prozent. Die skelettartige Konstruktion wurde um einen Betonkern herum errichtet und ruht auf einem Stahlbetonsockel mit Untergeschoß. "Die vollflächige Verglasung zwischen den Stützen lässt Tragwerk und Raum zu einem schlüssigen Ganzen verschmelzen", so die Jury.

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Und zu guter Letzt bekam auch das HoHo Wien einen Hauptpreis zugesprochen. Das von Rüdiger Lainer + Partner geplante Holz-Hybrid-Hochhaus in der Seestadt Aspern ist mit seinen 84 Metern Höhe das höchste Holzhochhaus Österreichs und war zeitweise sogar weltweit das höchste. Errichtet wurde es von der Kerbler Holding, mittlerweile gehört es zu 100 Prozent der AVV Investment GmbH.

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Die Tragstruktur besteht aus fünf Komponenten: dem massiven Erschließungskern, Stützen aus Brettschichtholz, einem Kranz aus Stahlbetonrandträgern sowie vorgefertigten Wandelementen aus Brettsperrholz und Holz-Beton-Verbunddecken. "Gemeinsam mit der Stadt Wien haben Bauherrin, ArchitektInnen und FachplanerInnen die Möglichkeiten des Holzbaus in dieser Gebäudeklasse beharrlich ausgelotet und realisierbare Lösungen vor allem im Hinblick auf den Brandschutz gefunden", so die Jury.

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Einen Sonderpreis gab es schließlich noch für das Vinzidorf Wien im 12. Bezirk, errichtet vom Verein Vinzenzgemeinschaft Eggenberg nach Plänen von Gaupenraub +/- und unter Zuhilfenahme von gespendeten Baumaterialien. Der Holzbau stammt von Holzbau Ruesch, die 16 Wohnmodule in Holzrahmenbauweise wurden von Schülerinnen und Schülern der HTL Mödling in den Schulwerkstätten vorfabriziert und am Bauplatz aufgestellt.

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"Das Vinzidorf Wien erhält wegen seiner sozialen Nachhaltigkeit und der pädagogisch wertvollen Praxiserfahrung im Rahmen einer HTL-Ausbildung einen Sonderpreis", so die Jury.

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Neben den Haupt- und Sonderpreisen wurden von der Jury auch noch sechs Auszeichnungen verliehen. Darunter sind die temporäre Hofer-Filale in der Seestadt (Bild; Malek Herbst Architekten / Kulmer Holzbau), ein privates Sommerhaus in Pötzleinsdorf (Schuberth und Schuberth / Holzbau Unfried), die Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas (Franz & Sue / Weissenseer Holz-System-Bau), ...

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... die Wohnanlage Bikes and Rails der Familienwohnbau im Sonnwendviertel (Bild; Architekturbüro Reinberg / Strobl Bau – Holzbau GmbH), die Volksschule Christian-Bucher-Gasse (Dietrich Untertrifaller Architekten / Herbitschek Bau) sowie ein privates Büro am Augarten (Bereuter Architektur / Kaufmann Zimmerei und Tischlerei).

Richard Stralz und Georg Binder, Obmann bzw. Geschäftsführer von Pro Holz Austria, betonten die Vorreiterrolle der Stadt Wien beim Holzbau, wo schon vor 20 Jahren erste Projekte im mehrgeschoßigen Bereich angedacht und umgesetzt wurden, dank einer Techniknovelle der Wiener Bauordnung im Jahr 2001. Seit 2015 ist in der Bundeshauptstadt die Errichtung von bis zu sechs Geschoßen in Holz ohne Brandschutzkonzept möglich. Und aktuell läuft das sogenannte "Wohnbaumprogramm", im Zuge dessen die Stadt bis zu 1.000 Wohneinheiten in Holzbauweise umsetzen will. (red, 1.10.2021)

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