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Wien – Ein von Partnerfirmen des AMS in Österreich eingesetztes Programm zur Bewertung der Stärken und Schwächen von Arbeitslosen sorgt für Diskussionen. Der Grund: persönliche und intime Fragen, die von Arbeitssuchenden beantwortet werden sollen.

Konkret geht es dabei um Fragen, die im Zuge des "Job-Impuls-Projekts" gestellt werden, berichteten das Medium "Zackzack" und der Blog "Die Woche" am Donnerstag. Dabei beantworten Jobsuchende insgesamt 272 Fragen. Dabei werde unter anderem intensiv der Gesundheitszustand thematisiert und nach Geburtsfehlern, Geschlechtskrankheiten und psychischen Störungen gefragt, berichtet "Zackzack" unter Berufung auf Schilderungen mehrerer AMS-Klienten. In sozialen Medien sorgt nun vor allem diese Frage zu Geschlechtskrankheiten für Debatten.

Deutsche Software

Die ganze Befragung läuft über die Website der deutschen Jobnet AG. Dieses Unternehmen hatte im Jahr 2018 den Zuschlag vom AMS bekommen, eine Software zur Verfügung zu stellen, die dann in der Beratungsarbeit eingesetzt wird.

Laut Auskunft des AMS wird die Befragung seit 2018 in rund 20 Förderprojekten des AMS Wien eingesetzt. Zielgruppe seien Langzeitarbeitssuchende. Österreichweit nutzten insgesamt 15 Trägereinrichtungen in 92 Projekten die Job-Impuls-Methode. So wird das Programm etwa beim BFI Wien verwendet.

AMS: Teilnahme freiwillig

AMS-Chef Johannes Kopf betont auf STANDARD-Anfrage, dass die Teilnahme an der Befragung freiwillig sei – im "Zackzack"-Bericht heißt es dagegen, den Arbeitssuchenden sei nicht klar, dass sie die Teilnahme auch verweigern können.

Die Angaben aus den Fragebögen dienten den Beratern von AMS-Förderprojekten dazu, "ein besseres Verständnis für die zu beratenden Personen zu entwickeln", so das AMS. So soll eruiert werden, ob die betreffende Person Schwierigkeiten habe und in welchen Bereichen vermehrte Unterstützung notwendig sei.

Nur Punkte, keine Details

Das AMS selbst und auch die Berater in den Partnereinrichtungen, in denen die Software ebenfalls verwendet wird, können die Antworten auf die einzelnen Fragen nicht einsehen. Die Ergebnisse, etwa im Gesundheitsbereich, seien nur in Form eines standardisierten Punktesystems einsehbar, also nicht allfällige Krankheiten oder Handicaps selbst. Kopf betont, dass die Methode seit Jahren etabliert sei und unter dem Namen Arbeitsbewältigungsindex (ABI) in vielen Ländern zum Einsatz komme.

Das Ergebnis werde "ausnahmslos" zwischen dem beratenen Klienten und dem Berater beim AMS-Förderprojekt besprochen, es unterstütze dabei, "die nächsten realistischen Ziele zum beruflichen Wiedereinstieg zu definieren", versicherte das Arbeitsmarktservice in einer Stellungnahme.

Im Internet einsehbar

Die Fragen, die auf dem Arbeitsbewältigungsindex beruhten, sind im Internet einsehbar, verschiedene Unternehmen bieten diese Methode an, um die Arbeitsfähigkeit von Personen zu bewerten. Neben den Fragen zur Ausbildung und der bisherigen Berufserfahrung gibt es tatsächlich auch eine Reihe von Auskunftsbegehren zum Gesundheitszustand.

AMS-Chef Kopf teilt jedenfalls die Verwunderung über manche der Fragen, wie er am Donnerstag auf Twitter schrieb. Man werde die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Fragen überprüfen und sich auch ansehen, ob hinreichend auf die Freiwilligkeit der Beantwortung hingewiesen wird. (András Szigetvari, 30.9.2021)