Foto: APA/Neubauer

Am letzten Uni-Ferientag wurden nun erstmals die Zahlen zur Impfquote der Studierenden in Österreich präsentiert. Dabei zeigt sich eine hohe Imfpbereitschaft: Mit Stand Ende August waren bereits 79 Prozent der Studierenden zwischen 18 und 34 Jahren vollständig gegen Covid-19 geimpft. Da seither ein Monat vergangen ist und damals weitere zwei Prozent bereits eine erste Teilimpfung hatten, geht Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) davon aus, dass die Impfquote mittlerweile sogar über 80 Prozent liegt.

Damit liegen die Studierenden weit über dem Schnitt in der besagten Altersgruppe, in der nur 56 Prozent zum Auswertungszeitpunkt vollständig geimpft waren. Das bedeutet auch: Bei jenen Jungen, die nicht studieren, liegt die Impfquote noch niedriger – unter 50 Prozent. Faßmann und Naima Gobara vom ÖH-Vorsitzteam (FLÖ) zeigten sich über die Zahlen bei den Hochschülerinnen und Hochschülern sehr erfreut. "Wir Studierenden haben unseren Beitrag geleistet, damit die Präsenzlehre im neuen Semester sicher über die Bühne gehen kann", sagte Gobara, die aber auch für einen "funktionierenden Hybridbetrieb" plädierte.

Öffentliche Unis vor Privatunis

Erhoben wurde die Impfquote von der Statistik Austria, die dafür Daten aus dem Nationalen Impfregister, der Hochschulstatistik und der Bevölkerungsstatistik verknüpft hat. Keine gute Datenbasis gab es für ausländische Studierende, zumal sich viele davon wohl über den Sommer in ihrer Heimat impfen ließen. Die Impfquote dieser Gruppe wurde anhand von Daten der WHO und der europäischen Seuchenschutzbehörde geschätzt. Nicht enthalten sind außerdem jene Studierenden, die erst dieses oder vergangenes Semester zu studieren begonnen haben.

Interessante, wenn auch nicht stark streuende, Zahlen zeigen sich bei einer feinkörnigeren Betrachtung der Impfquoten. So sind an öffentlichen Unis (80 Prozent) mehr Studierende geimpft als an Privatunis (75%); Fachhochschulen (79%) und Pädagogische Hochschulen (78%) liegen dazwischen. Löst man die Medizinischen Unis aus der Gruppe der öffentlichen Unis heraus, so zeigt sich bei den Medizinstudierenden eine sehr hohe Impfquote von 88 Prozent. (Für klinische Praktika im Rahmen des Studiums schreiben die Med-Unis ohnedies eine 2G-Regel vor.)

Doktoranden häufiger geimpft

Die Statistik Austria hat die Daten auch nach Studienlevel aufgeschlüsselt, hier wird deutlich: Je höher das Studienlevel, umso höher die Impfquote: Unter Bachelorstudierenden beträgt sie 79, im Master 82 und im Doktoratsstudium 85 Prozent. Da die Impfbereitschaft innerhalb der Altersgruppe der 18 bis 34-Jährigen über die verschiedenen Alter ziemlich konstant ist, sieht Statistik-Austria-Bereichsleiterin Matea Paskvan hier einen "Bildungseffekt. Heißt: Ein höheres Bildungslevel habe einen positiven Effekt auf die Impfbereitschaft bei Studierenden.

Leichte Unterschiede gibt es auch zwischen männlichen und weiblichen Studierenden. Studenten liegen mit 82 Prozent um vier Prozentpunkte über den Studentinnen (78 Prozent). In der betreffenden Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen sind 56 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen vollständig geimpft.

Höchste Impfquoten im Osten

Größer sind die Differenzen, wenn man die Hochschulstandorte nach Bundesländern gegenüberstellt. An niederösterreichischen Hochschulen ist die Impfquote mit 82 Prozent am höchsten, dahinter kommen Wien (81) und Tirol (80).

Am unteren Ende befinden sich Kärnten (71), Salzburg (73) und Oberösterreich (75).

Daten für Planung spät

Minister Faßmann erklärte, dass die neue Datenbasis ein wichtiger Schritt im Sinne einer evidenzbasierten Entscheidung über die Covid-Maßnahmen an Hochschulen sei: "Planen ohne valide Informationen führt unweigerlich in eine Sackgasse." Allerdings wurde angesichts des bereits kommende Woche startenden Uni-Semesters die Planung an den Hochschulen und das Verhältnis von Präsenz- und Digitallehre naturgemäß bereits in den vergangenen Wochen festgelegt. Kommen die Daten da nicht für die Planung zu spät? Dazu sagte Faßmann: "Ich habe den Prozess der Datenverknüpfung bereits im Februar angeregt." Im "bürokratisierten Österreich" habe der Prozess jedoch lange gedauert, auch weil Datenschutzfragen geklärt werden mussten: "Aber besser spät als nie."

Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre zeigte sich zwar über den späten Zeitpunkt der Datenerhebung verärgert, über die Zahlen selbst aber begeistert: "Hätten wir in der Gesamtbevölkerung eine derart hohe Durchimpfungsrate, wäre die Pandemie tatsächlich im ganzen Land bereits vorbei." Sie verknüpft damit nun auch eine Forderung nach einer vollständigen Abkehr vom Distance Learning: "Es spricht nichts mehr dagegen, dass alle Unis wieder auf eine uneingeschränkte Präsenzlehre mit 3G-Regel umsteigen." Die mancherorts geltende FFP2-Maskenpflicht im Hörsaal solle nun ebenso fallen wie Abstandsregeln zwischen den Plätzen.

Faßmann selbst sprach sich für eine "Vereinheitlichung" der Hygieneregeln an den Unis aus. Derzeit gelten ja überall eigene Abstands- und Maskenvorgaben, die Entscheidung obliegt den Rektoraten der Unis. Die Abstandsregeln münden auch in unterschiedliche Auslastungsmöglichkeiten der Hörsäle: Während etwa an der Uni Graz die Räume zu hundert Prozent ausgelastet werden dürfen, beträgt die Kapazität der Hörsäle an der Uni Wien nur 50 Prozent. Für welche der Varianten er plädiert, wollte Faßmann auf Nachfrage nicht direkt sagen. Er ersuche die Unis "zu einem Konvergenzprozess zu kommen". (Theo Anders, 1.10. 2021)

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