Elektroschrott ist einer der am stärksten zunehmenden Abfallströme in der EU. In Österreich wurden im vergangenen Jahr rund 136.500 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt.

Foto: Jakob Pallinger

Mehr als 30 Kilogramm Elektronik pro Kopf wurden in Österreich im letzten Jahr gekauft. Ein Anstieg von mehr als zwölf Prozent im Vergleich zu 2019. Grund dafür waren vor allem pandemiebedingte Entwicklungen wie Homeoffice und Distance-Learning: Viele österreichische Haushalte wurden mit Laptops, Tablets und Bildschirmen ausgestattet, um in den eigenen vier Wänden lernen und arbeiten zu können.

Während große Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke und Geschirrspüler mehr als zehn Jahre genutzt werden, sind es bei Notebooks und Fernsehern im Schnitt gerade einmal fünf Jahre. Smartphones werden sogar nur etwa dreieinhalb Jahre genutzt, wie eine Studie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt von 2019 ergab.

Entsprechend viel Abfall entsteht dadurch. Dieser muss getrennt gesammelt und umweltgerecht entsorgt werden. "In Österreich wurden im vergangenen Jahr rund 136.500 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt, pro Einwohner sind das 15,4 Kilogramm", sagt Elisabeth Giehser von der Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle (EAK).

Raus aus der Lade

In ganz Österreich können Altgeräte an über 2000 Sammelstellen kostenlos abgegeben werden. Dort werden sie dann je nach Kategorie von Entsorgungspartnern abgeholt und in die entsprechenden Verwertungsbetriebe gebracht.

Das richtige Recycling löst wertvolle Ressourcen aus dem Elektroschrott. In Großgeräten wie Waschmaschinen steckt etwa viel Stahl, Computer und Smartphones enthalten neben Kupfer, Silber und Gold auch kleinste Mengen seltener Erden. Ebenso können Kunststoffe für Gehäuse von Kaffeemaschinen und Staubsaugern wiederverwendet werden. Über 80 verschiedene Rohstoffe werden bei der Verwertung aus den Altgeräten gewonnen. Bei einer Entsorgung im Restmüll würden diese verbrannt und somit unwiederbringlich verlorengehen. Eine Gefahr bei der falschen Entsorgung bergen außerdem Lithium-Ionen-Akkus, diese sind in Smartphones, Laptops, aber auch in Elektro-Scootern verbaut.

"In Österreich können 80 bis 95 Prozent der Bestandteile von Elektroschrott recycelt werden", sagt Giehser. Ein Problem sei neben der falschen Entsorgung jedoch das Horten von ungenutzten Kleingeräten in Schubladen – bis zu fünf Stück seien es pro Haushalt. "Viele denken, sie heben ein altes Smartphone lieber noch auf – für das Kind, die Großeltern oder als Ersatzhandy. Faktisch nutzt es aber niemand, und die enthaltenen Rohstoffe gelangen nicht zurück in den Kreislauf", sagt sie.

Reparatur statt Recycling

Ganz oben in der Abfallhierarchie stehe jedoch laut Giehser die Vermeidung. "Wichtig ist, eine längere Nutzung der Geräte zu forcieren", sagt Lena Steger, Ressourcenexpertin bei Global 2000. Dafür gebe es unterschiedliche Stellschrauben: "zum Beispiel durch die Verlängerung der Gewährleistungsfrist, die Verfügbarkeit von kostengünstigen Ersatzteilen, steuerliche Begünstigungen für Reparaturen und Wartungen sowie eine insgesamt längere Haltbarkeit von Hard- und Software".

Ein bundesweiter Reparaturbonus wurde vom Umweltministerium bereits für 2022 angekündigt. "Das Problem ist bei vielen Geräten jedoch die geringe Reparaturfähigkeit. Gerade Smartphones werden immer öfter verklebt statt verschraubt", sagt Steger. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, sei der Reparaturindex, der gerade in der EU-Kommission diskutiert wird.

Elektroschrott ist einer der am stärksten zunehmenden Abfallströme in der EU. Das European Environmental Bureau stellte 2019 fest, dass durch eine um ein Jahr verlängerte Nutzung aller in der EU vorhandenen Waschmaschinen, Staubsauger, Smartphones und Co vier Millionen Tonnen CO2 jährlich gespart werden könnten. Umgerechnet entspricht das einer Reduktion von zwei Millionen Autos auf den Straßen. Außerdem würde eine bessere Reparaturfähigkeit laut Steger am Ende auch das Zerlegen und Recyceln von Altgeräten erleichtern. (Anika Dang, 1.10.2021)