Das neue iPad Mini kostet mindestens 549 Euro.

Foto: STANDARD/Mickey Manakas

Es ist gar nicht so einfach, das iPad Mini in Apples Produkt-Line-up einzuordnen. Größtes Verkaufsargument ist sicherlich die besondere Kompaktheit bei gleichzeitig hervorragender Leistung. Immerhin ähnelt die sechste Generation den Pro-Modellen und wird vom A15 Bionic angetrieben, der auch im iPhone 13 verbaut wurde. Mit einem Mindestpreis von 549 Euro ist es zudem vergleichsweise günstig.

Dennoch stellt sich die Frage, wie viele Menschen auf der Suche nach einem neuen Tablet lieber zum Mini als zum Einsteigermodell oder dem 100 Euro teureren iPad Air greifen werden. Beide scheinen insbesondere für den Medienkonsum, aber auch für das mobile Arbeiten ein runderes Paket abzuliefern. Wir haben das iPad Mini getestet, um herauszufinden, für wen es tatsächlich die richtige Wahl ist – und wie es sich im Alltag schlägt.

Nicht ganz professionell

Wer sich wegen des ähnlichen Designs ein auf 8,3 Zoll geschrumpftes iPad Pro erhofft hat, wird enttäuscht sein. Das liegt weniger an der geringeren Rechenleistung, die sich in der Praxis kaum bemerkbar macht, als am Display.

Das neue iPad Mini ist auch mit der zweiten Generation des Apple Pencil kompatibel.
Foto: STANDARD/Mickey Manakas

(Vermutlich) aus Kostengründen wurde nämlich erneut auf ein 120-Hz-Panel verzichtet, was sich beim Scrolling deutlich bemerkbar macht. Bei einer Auflösung von 2.266 × 1.488 Pixeln bleibt es zudem bei der Pixeldichte von 326 ppi des Vorgängers. Für alle, die das Tablet hauptsächlich unterwegs nutzen wollen, ist außerdem die maximale Bildschirmhelligkeit von 500 Nits relevant. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Auslesen von Inhalten zwar noch möglich, aber wird schnell sehr anstrengend. Zum Vergleich: Das iPad Pro in Elf-Zoll-Ausführung hat eine maximale Helligkeit von 600 Nits, die 12,9-Variante einen Höchstwert von 1.000 Nits.

Alles in allem ist das Display also ... okay. Die eher durchschnittlichen Spezifikationen werden vermutlich die wenigsten beeindrucken, in der Praxis enttäuscht es allerdings auch nicht: Es deckt den P3-Farbraum ab – was gerade für das Color-Grading von Fotos und Videos interessant ist – und verfügt über Apples True-Tone-Technologie, die die Farbdarstellung an das Umgebungslicht anpasst.

Angesichts der geringen Gerätegröße fallen die geringe Pixeldichte und Auflösung nicht negativ auf, wenn man nicht gerade gezielt nach Schwächen sucht oder das iPad Mini neben ein Gerät mit höherauflösendem Bildschirm hält.

Wackelpudding für alle

Nicht unerwähnt darf trotz allem ein Problem beim Scrolling bleiben. Erste Reviewer berichteten schon früh von einem sogenannten "Jelly-Effect", der bei der Nutzung im Hochformat auftritt. Grund für den Fehler ist, dass eine Seite des Displays nicht mit dem Zeichnen der Inhalte hinterherkommt. Texte wirken deshalb, als würden sie sich wie Wackelpudding über den Bildschirm bewegen.

Auch beim Testgerät des STANDARD ließ sich das Wackel-Scrolling reproduzieren. Ob es sich um einen Hardware- oder einen Softwarefehler handelt, ist derzeit zwar noch unklar. Achtet man während der Nutzung aber nicht aktiv darauf, fällt einem der Effekt auch nicht wirklich auf. Ausschlusskriterium für einen Kauf sollte dies also nicht sein – zumal das Problem im meistens genutzten Querformat nicht auftritt.

In besten Händen

Beim Design hat sich Apple offensichtlich an den seit 2018 erhältlichen Pro-Modellen orientiert, einmal abgesehen von der Entsperrung mittels Face ID. Stattdessen wurde der vorderseitig angebrachte Homebutton durch eine Powertaste im Gehäuserand ersetzt, die gleichzeitig als Fingerabdrucksensor fungiert. Anfangs etwas ungewöhnlich ist, dass auch die Lautstärketasten dorthin gewandert sind. Grund dafür ist die Kompatibilität mit der zweiten Generation des Apple Pencil, der magnetisch auf der rechten Gehäuseseite angebracht und aufgeladen werden kann.

Auch beim Spielen leistungshungriger Games hält das iPad problemlos mit.
Foto: Screenshot/Asphalt 9

Auch sonst weiß die hochwertige Verarbeitung zu überzeugen. Das Aluminiumgehäuse wirkt stabil und liegt gut in der Hand. Nur anfangs wirken die Displayränder im Verhältnis zur Gerätegröße sehr breit, bis man bemerkt, dass sie genau die richtige Größe haben, um den Daumen ablegen zu können und versehentliche Eingaben zu verhindern.

Leistung auf iPhone-13-Niveau

Auch in Sachen Leistung muss sich das Mini keinesfalls verstecken. Es wird von Apples neuem A15 Bionic angetrieben, der auch im kürzlich erschienenen iPhone 13 und 13 Pro zu finden ist. Wenig verwunderlich ist es also, dass auch leistungshungrige Anwendungen und Spiele wie "Asphalt 9" und "Call of Duty: Mobile" im Test stets ruckelfrei liefen. Gemeinsam mit den guten und lauten Stereolautsprechern, die erstaunlich klare Höhen und eine gute Basswiedergabe liefern, macht das Gaming Spaß.

Auch die Fotobearbeitung mit Lightroom funktionierte einwandfrei. Bearbeitungen werden sofort übernommen, und das User-Interface hat auf dem kleinen Bildschirm genau die richtige Größe, damit alle Einstellungen mit einer Hand erreichbar sind, während das zu editierende Foto groß genug dargestellt wird, um Veränderungen beurteilen zu können.

Um die Geschwindigkeit auch in einem praktischen Szenario zu testen, haben wir 50 Raw-Dateien im JPEG-Format exportiert. Das iPad brauchte dafür eine Minute und 47 Sekunden, womit es genau 21 Sekunden langsamer als das iPad Pro mit M1-Chip ist – das in der günstigsten Ausführung 880 Euro kostet.

Gerade für unterwegs bietet sich das Mini deshalb für das Schreiben von E-Mails, das Lesen von Nachrichten, Medienkonsum, gelegentliches Arbeiten und etwas Gaming an. Immerhin ist es so kompakt, dass es auch in die eine oder andere Jackentasche passt.

Bei gemischter Nutzung aus den obengenannten Aktivitäten musste es dabei erst nach sieben bis acht Stunden zurück ans Netzteil. Wer das Tablet also intensiv und möglicherweise sogar als Arbeitsgerät für unterwegs benutzt, kommt locker durch einen Tag, muss es dann aber aufladen.

Im Tageslicht sind Fotos scharf, die Farben wirken realistisch. Zoomt man hinein, werden allerdings digitale Artefakte erkennbar.
Foto: STANDARD/Mickey Manakas

Videotelefonie und Dokumentenscan

Erneuert wurden auch die Front- und die Hauptkamera, die inzwischen beide mit zwölf Megapixeln auflösen. Für Videotelefonie kommt dabei eine Ultraweitwinkelkamera mit einem Betrachtungswinkel von 122 Grad zum Einsatz. Sehr nützlich ist dabei Apples Center-Stage-Feature, das dafür sorgt, dass die Kamera das eigene Gesicht immer im Fokus behält. Selbst wenn man durch den Raum geht oder sich etwas weiter vom Gerät entfernt, bleibt man zuverlässig im Bildzentrum. Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, es bleibt allerdings unklar, warum das Kameramodul weiterhin auf der linken Seite des Geräts angebracht wurde, wenn man es im Querformat nutzt. Für Gesprächspartner wirkt es somit immer, als würde man an ihnen vorbeischauen.

Die Hauptkamera ist unterdessen gut genug für ein iPad. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Bilder scharf und die Farbdarstellung realistisch. Zoomt man hinein, wirken sie schnell etwas synthetisch, weil offenbar digital nachgeschärft wird. Vor dem Kauf muss man sich also überlegen, wofür man die Kamera wirklich nutzen will. Primäres Einsatzgebiet dürfte bei einem Tablet allerdings eher der gelegentliche Dokumentenscan und weniger das Fotografieren unterwegs sein. Dafür reicht die Leistung allemal aus.

iPad OS 15 am kleinen Schirm

Als Betriebssystem ist von Haus aus iPad OS 15 installiert, mit dem Apple-Usern endlich das freie Platzieren von Widgets auf dem Homescreen ermöglicht wird. Obwohl der Funktionsumfang eigentlich eins zu eins jenem der großen Geschwister gleicht, fallen an der Umsetzung gleich mehrere Aspekte negativ auf: Sogar im Vergleich mit iPhones sind Widgets nämlich deutlich kleiner und schlechter lesbar als auf anderen Geräten mit iOS oder iPad OS.

Außerdem wurde unverhältnismäßig viel Platz zwischen der äußersten Reihe App-Icons und dem Bildschirmrand freigelassen. Eigentlich sollte man meinen, dass Apple die Umsetzung des eigenen Betriebssystems auf einem neuen Displayformat gründlich testet und etwaige Probleme überarbeitet. Derzeit wirkt der Release stattdessen etwas überstürzt und nicht zu hundert Prozent durchdacht. Es ist zwar davon auszugehen, dass diese Probleme mit einem zukünftigen Update gelöst werden. Dennoch enttäuscht es ein wenig, weil an dieser Stelle viel Potenzial verspielt wurde.

Links und rechts der App-Icons wurde unverhältnismäßig viel Platz freigelassen.
Foto: STANDARD/Manakas
Auch im Hochformat fällt auf, dass die Icons auf dem Homescreen sehr gedrängt sind.
Foto: STANDARD/Manakas

Abgesehen von diesen Schwachstellen hat man dasselbe Nutzererlebnis wie bei anderen iPads. Safari lädt auch beim Mini die vollständige Desktopversion von Webseiten, und das Display ist groß genug, dass Apps nicht in minimierter Smartphone-Variante dargestellt werden – zumindest wenn das iPad im Querformat genutzt wird. In Kombination mit der in iPad OS 15 verbesserten Gestensteuerungen und den vereinfachten Multitasking-Einstellungen wird das iPad Mini zu einer fähigen, kompakten Arbeitsmaschine.

Einzig beim Schreiben längerer Texte fällt negativ auf, dass die Software-Tastatur mehr als die Hälfte des Bildschirms einnimmt, sodass nicht mehr allzu viel vom eigentlichen Inhalt zu sehen ist.

Eigene Hardware-Tastaturen bietet Apple bisher noch nicht an, und auch das Angebot von Drittanbietern ist derzeit eher spärlich. Außerdem wurde kein Smart-Connector verbaut, der am iPad Air und Pro zu finden ist. Mögliche Accessoires müssen also über Bluetooth verbunden werden.

Allerdings stellt sich die Frage, ob das Mini überhaupt auf die Nutzung mit Tastaturen ausgelegt ist – und ob diese wirklich nötig sind. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es mit der zweiten Generation des Apple Pencil kompatibel ist, der bei Wunsch magnetisch an der Seite des Tablets angebracht werden kann. Man bekommt schnell das Gefühl, ein kleines Notizbuch mit sich herumzutragen, Ideen oder Notizen kann man im Handumdrehen dank der neuen Quick-Notes-Funktion auch handschriftlich festhalten.

Bei der Nutzung im Querformat lädt Safari – wie auch bei den größeren Versionen des Apple-Tablets – die volle Desktopversion von Webseiten.
Foto: STANDARD/Mickey Manakas

Fazit: Das beste iPad für die Jackentasche – aber nicht für jeden

Das iPad Mini ist am Ende des Tages ein gemischtes Paket, dessen Funktionsumfang teils an die Pro-Linie, dann aber an das günstigere Einsteigermodell erinnert. Wen Apple damit tatsächlich erreichen will, erschloss sich auch im Test nicht. In Werbematerialien und Videos wird es zum Beispiel als perfekter Begleiter für Hobbypiloten angepriesen, die es zur Planung ihrer Flugrouten nutzen. Ob die eine Zielgruppe von relevanter Größe darstellen, ist allerdings fraglich.

Ansonsten scheinen die Vorteile des kleineren Bildschirms allerdings recht begrenzt. Für 100 Euro mehr erhält man das iPad Air mit A14-Chip, für 379 Euro gibt es das iPad, das mit der ersten Apple-Pencil-Generation und eigenen Hardware-Tastaturen kompatibel ist.

Ein schlechtes Tablet ist das Mini deshalb keinesfalls. Die Leistung ist hervorragend, und Käufer können sich aufgrund des neuesten Apple-Chips auch in den kommenden Jahren auf zahlreiche Software-Updates verlassen. Vor dem Kauf sollte man sich allerdings genau überlegen, wofür man das Gerät eigentlich nutzen möchte – und ob das kleine Display auf Dauer eher stört, als positiv aufzufallen. (Mickey Manakas, 3.10.2021)