Am System des Kommunismus gibt es keine "gute Seiten"..

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Der Kommunismus war eine der gewaltigsten ideologischen Bewegungen der Weltgeschichte. Seine Bilanz war und ist katastrophal.

Der Kommunismus hat dutzende Millionen Menschen umgebracht, teils durch direkte Gewaltanwendung, teils durch katastrophales Systemversagen. Selbst in jenen kommunistischen Ländern, die zu mächtigen Playern der Weltpolitik wurden, war (ist) der Kommunismus ein Rezept für Armut und Rückständigkeit. Zusammengefasst: eine menschenfeindliche Verirrung, die nach einigen Jahrzehnten absoluter Machtausübung elend in sich zusammengestürzt ist.

Verheißung von Gleichheit

Gleichzeitig fand der Kommunismus abertausende idealistische Menschen, die an seine Verheißung von Gleichheit, Gerechtigkeit und Verbesserung der Lebensumstände für die Unterdrückten glaubten. Sehr viele davon bezahlten dafür mit ihrem Leben, nicht nur durch Verfolgung durch die Feinde der Kommunisten, sondern wahrscheinlich mehr noch durch die eigenen Machthaber.

Viele dieser Idealisten, Intellektuelle wie einfache Leute, haben sich nach den schrecklichen Erfahrungen mit ihrer einst glühend verehrten Weltanschauung abgewandt. Nicht so wenige glauben aber noch immer, dass im Grunde alles richtig war und ist. Andere erkennen zwar die Verbrechen an, verdrängen sie aber irgendwie und bemühen sich um eine soziale, "linke" Politik.

Der Kommunismus war (ist) wie alle politischen (und teilweise auch alle religiösen) Heilsideen systemimmanent intolerant, undemokratisch und letztlich nur mit Gewalt durchsetzbar.

Putsch einer Minderheit

Die russische Oktoberrevolution, mit der der Kommunismus seinen weltweiten Aufstieg zur Macht begann, war keine breite Revolution, sondern der Putsch einer Minderheit. Von Anfang an gab es Massenerschießungen und Schreckenslager für den "Klassenfeind". Was Lenin begonnen hatte, führte Stalin ins Ungeheuerliche gesteigert fort. Die Zwangskollektivierung der Kleinbauern in der Ukraine kostete sechs Millionen Tote. Stalins Großer Terror, der Millionen in die Lager und vor Erschießungskommandos brachte, war nichts als ein Mittel zur Machterhaltung.

In China wurden nach der Machtergreifung der Kommunisten drei Millionen Grundbesitzer umgebracht. Im "Großen Sprung nach vorn", mit dem Mao eine Crash-Industrialisierung durchsetzen wollte, gab es rund 40 Millionen Hungertote. In Kambodscha brachten die Roten Khmer des Pol Pot Millionen um.

Kommunismus hat aber auch nirgends funktioniert. Selbst als sich die Lage halbwegs stabilisierte, als die UdSSR und China Atommächte wurden, lebten ihre Völker und die Satellitenstaaten in Osteuropa in Armut und Rückständigkeit, während der Westen, aber auch asiatische Staaten wie Südkorea oder Taiwan aufblühten. In China oder Vietnam herrscht zwar heute vordergründig der Kommunismus, aber in Wirklichkeit ist es ein kapitalistisches System mit eiserner politischer Kontrolle. Wo der Kommunismus heute Erfolg hat, ist er keiner mehr.

Am System des Kommunismus gibt es ebenso wenig wie am System des Nationalsozialismus "gute Seiten". Man kann links und demokratisch sein, aber dann sollte man nicht mehr Kommunist sein wollen. (Hans Rauscher, 2.10.2021)

hans.rauscher@derStandard.at