Ein früher und zu wenig bekannter Film über Auschwitz: "Die letzte Etappe" von Wanda Jakubowska.

Foto: Filmarchiv

Die letzte Etappe ist einer der frühesten und doch am wenigsten bekannten Filme über das Vernichtungslager Auschwitz. Er wurde von der Polin Wanda Jakubowska bereits 1948 auf dem Realschauplatz mit Laiendarstellerinnen gedreht, 2020 zeigte ihn die Berlinale in einer restaurierten Fassung. Lose auf den Erinnerungen der Übersetzerin Martha Weiss basierend, beschreibt er nicht nur den Horror des Konzentrationslagers, sondern auch Akte der Solidarität unter den internierten Frauen – oder den Besuch eines internationalen Beobachters, für den extra eine harmlose Fiktion einstudiert wird.

Die letzte Etappe ist eine der historischen Trouvaillen der am Sonntag startenden Jüdischen Filmwoche in Wien, die heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum feiert. Am 12. 10. wird die Filmwissenschafterin Monika Talarczyk einen Vortrag über den Film halten. Eröffnet wird mit einer Arbeit aus Frankreich, Hors Normes (Alles außergewöhnlich), in der Vincent Cassel und Reda Kateb ein jüdisch-muslimisches Sozialhelferduo verkörpern. Zu den Premieren zählt auch die US-Komödie An American Pickle, in dem ein jüdischer Emigrant im Brooklyn von 1919 in ein Gurkenfass fällt, um erst hundert Jahre später wieder daraus zu entsteigen. Gespielt wird der Zeitreisende von Comedian Seth Rogen.

Luegers Schatten

Neben jüdischem Humor ist auch der Antisemitismus in Österreich ein Thema des bis 17. 10. im Village, Metro und Stadtkino im Künstlerhaus stattfindenden Festivals. Am 4. 10. wird die Verfilmung von Robert Schindels Roman Gebürtig aus dem Jahr 2002 gezeigt. Eine Podiumsdiskussion widmet sich der Debatte um das Karl-Lueger-Denkmal (11. 10.). Dazu passend läuft auch der NS-Film Wien 1910 von 1943, der einen verklärenden Blick auf die letzten Jahre des Wiener Ex-Bürgermeister wirft. (kam, 1. 10. 2021)