Von der Schlosserwerkstatt über den Gleitlagerhersteller zum Technologiekonzern: Es ist es ein weiter Weg, den der Autozulieferer Miba in Laakirchen seit Gründung des Unternehmens 1927 über drei Generationen beschritten hat. Derzeit ist die Miba-Gruppe mit weltweit 31 Produktionsstandorten mit 7543 Mitarbeitern (2600 in Österreich) vor allem in der Antriebstechnik für Mobilität aktiv.

Ein Feld, das im Zuge der erforderlichen Dekarbonisierung des Verkehrs mit vielen offenen Fragen verknüpft ist. Wie rasch und in welchem Ausmaß wird der Verbrennungsmotor von alternativen Antriebstechnologien verdrängt? Und welche Geschäftschancen ergeben sich durch den ökologischen Umbau der gesamten Wirtschaft? Dazu kommt die Digitalisierung, die vor allem in der Industrie als Hoffnungsträger in Sachen Produktivitätszuwachs gesehen wird.

Um den C02-Fußabdruck zu verkleinern, werden weltweit neue Windräder in Betrieb genommen. Dafür braucht es Bauteile wie Gleitlager für Getriebe oder Reibbeläge zum Bremsen der Windräder.
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Stillstand ist vor diesem Hintergrund keine Option, auch wenn das Unternehmen gut durch die Krise gekommen sei, wie Miba-Vorstandsvorsitzender F. Peter Mitterbauer in Wien betont. Dies vor allem dank der Geschäftsbereiche außerhalb des Automobilbereichs, der für 40 Prozent des Umsatzes im Unternehmen verantwortlich ist. Vor allem die Sparte Windenergie erwies sich als Zugpferd. "Unter dem Strich kam deutlich mehr heraus als letztes Jahr", so Mitterbauer. Ende Jänner wurde ein Umsatz von 891 Millionen Euro vermeldet.

Die neue Zukunftsstrategie des Unternehmens, die unter dem schlichten Namen "Miba 100" firmiert, sieht vor, dass sich die Oberösterreicher entlang der Wertschöpfungskette rund um Energie Geschäftsfelder erschließen und ausweiten. Gleitlager, die in Motoren bewegliche Bauteile führen, sind auch bei Windrädern oder in Turbinen für Wasserkraftwerke notwendig, Leistungswiderstände nicht nur in der Autoelektronik, sondern auch im Solarbereich gefragt, Leistungselektronik auch in Umspannwerken, um Energie in Stromnetzen auch von der Nordsee bis nach München möglichst verlustarm zu übertragen. Entlang der gesamten Energiewertschöpfungskette tätig werden, lautet der Plan.

Wachsen auch durch Zukäufe

Das beginne bei der Energieproduktion und reiche von der Übertragung und Speicherung bis zur Nutzung, sagt Mitterbauer, der in den kommenden Jahren organisch, aber auch durch Zukäufe wachsen will und dafür bis zu 100 Millionen Euro in die Hand nehmen will. Bis 2027, zum 100. Firmenjubiläum steckt man sich 1,5 Milliarden Euro als Umsatzziel. Mehr als 500 Millionen Euro wollen die Oberösterreicher bis dahin insgesamt investieren.

Um Strom über weite Strecken mit möglichst wenig Energieverlust transportieren zu können, kommen Leistungswiderstände zum Einsatz.
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Betätigungsfelder, für die es spezifische Lösungen brauche, sieht Mitterbauer reichlich. Er nennt Windturbinen, die immer höher werden. In China etwa erreichten neue Projekte Eiffelturm-Höhe. Da seien leichte Bauteile gefragt. Auch vom Wandel zu E-Mobilität will man profitieren. Auch wenn das Portofolio erst knapp ein Viertel des Umsatzes des gesamten Autozuliefersektors ausmache, rechnet sich die Gruppe mit der wachsenden Zahl an Stromern gute Aussichten aus.

E-Mobilität

Dabei setzt man auch auf Batterien. Seit 2019 ist Miba an Voltlabor beteiligt. Das Mühlviertler Start-up hat sich auf die Entwicklung und Produktion von Li-Ionen-Akkupacks spezialisiert. Mitterbauer sieht in Nischen Potenzial, etwa für den Einsatz in Pistenraupen oder in Baumaschinen. Unterstützt werden die beiden oberösterreichischen Unternehmen auch durch Fördergelder der EU, die es sich Milliarden kosten lässt, eine wettbewerbsfähige europäische Batterieproduktion aufzubauen.

Einen limitierenden Faktor bei all den Zukunftsplänen gibt es aber laut dem Konzernchef. Miba sucht derzeit in Österreich 100 Mitarbeiter: "Das Problem ist aber in China, Indien und den USA gleich groß." (Regina Bruckner, 2.10.2021)