Auf Brücken oder Straßenübergängen ist die Eisenbahnvergangenheit der Štrika–Ferata gut erkennbar.

Foto: Thomas Neuhold

Große Infotafeln (hier bei Rovinj) markieren den Anfang und das Ende der Strecke.

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Unübersehbare Markierungsschilder weisen den Weg – Verirren ist fast unmöglich.

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Brückenbauwerke und Bahndämme der ehemaligen Eisenbahnstrecke sind immer noch gut erhalten.

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Eine der Sehenswürdigkeiten am Streckenrand: die verfallene Kirche Sv. Tome.

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Das Streckenwärterhaus erinnert an die Bahnvergangenheit.

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Die Bahntrasse ist immer klar erkennbar.

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Zwar schon markiert, aber noch nicht ausgebaut: die Unterbrechung auf der Höhe von Rovinjsko Selo.

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Ausgangspunkt oder Endpunkt der Štrika–Ferata: der Bahnhof von Kanfanar.

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Gute Neuigkeiten für alle radbegeisterten Istrien-Fans: Mit der "Štrika–Ferata" von Rovinj/Rovigno in die Gemeinde Kanfanar/Canfanaro ist derzeit ein neuer Radwanderweg im Entstehen, der das Zeug zum echten Klassiker hat. Die offizielle Eröffnung ist für Ende Oktober 2021 geplant.

Die Touristiker in Istrien haben ja schon seit längerem erkannt, dass der Radtourismus nicht einfach nur die Saison in den Frühling beziehungsweise in den Herbst verlängert, sondern dass das Radpublikum auch zahlungskräftig ist. Und so ist in den vergangenen Jahren ein herzeigbares, gut markiertes Radtourennetz über die Halbinsel gespannt worden – mit viel Erfolg: Der Radtourismus boomt in ungeahntem Ausmaß.

Bequem und autofrei ins Landesinnere

Was lag also näher – ein wenig nach dem Vorbild der legendären Parenzana von Triest nach Poreč/Parenzo – die stillgelegte Bahntrasse zwischen Kanfanar und Rovinj in einen Radwanderweg umzugestalten. Auf die knapp 120 Kilometer der Paranzena kommt die Štrika–Ferata mit ihren 22,3 Kilometern in eine Richtung zwar nicht, aber für einen netten Tagesausflug taugt sie allemal.

Für sportlich ambitioniertere Biker und Bikerinnen bietet sie zudem eine Gelegenheit, von Rovinj aus bequem ins istrische Landesinnere zu gelangen, ohne eine viel befahrene Hauptstraße verwenden beziehungsweise die bisher notwendigen Umwege in Kauf nehmen zu müssen. Von Kanfanar aus bieten sich dann viele weitere Tourenmöglichkeiten auf weniger befahrenen Nebenstraßen an.

Wein, Oliven und Eisenbahnreste

Die Štrika–Ferata folgt exakt der 1876 eröffneten und 1966 stillgelegten Bahnroute von Kanfanar nach Rovinj – einem Seitenarm der Bahnlinie Divača–Pula. Streng genommen war die alte Eisenbahnstrecke 20,5 Kilometer lang. Dass nun knapp zwei Kilometer hinzugekommen sind, ist einem kleinen Umweg geschuldet, der zur Unterführung durch die neu gebaute Autobahn notwendig geworden ist.

Landschaftlich bietet die neue Radroute alles, was die Gegend so hergibt: Weingärten, Olivenhaine, Eichenwälder, Weiden, Macchia und natürlich das bezaubernde Rovinj als Start- beziehungsweise Zielpunkt. Dazwischen sind immer wieder die Relikte der alten Bahnstrecke zu sehen: aufgelassene Bahnhöfe, Bahnwärterhäuschen, Brücken und Bahndämme, Reste von Schwellen und Signalanlagen. Fallweise hängt noch der Geruch der geteerten Holzschwellen in der Luft.

Keine sportliche Herausforderung

Da die – zudem mit unübersehbaren Schildern markierte – Strecke immer exakt der Bahnlinie folgt, ist ein Verirren selbst für absolut Ortsunkundige nur schwer möglich. Sportliche Anforderungen stellen die rund 22 Kilometer nicht: Eisenbahntrassen wurden mit Rücksicht auf die schwachen Lokomotiven im 19. Jahrhundert ohne besonderes Gefälle geplant, auf der Strecke von Rovinj nach Kanfanar sind nur rund 300 Höhenmeter zu überwinden. Mit Autos oder Traktoren muss man nicht rechnen, alle potenziellen Einfahrten sind mit massiven Stahlbügeln geschützt.

Die Štrika–Ferata ist fast fertig

Für Ende Oktober ist – wie eingangs erwähnt – die offizielle Eröffnung geplant. Derzeit präsentiert sich die Strecke noch in halbfertigem Zustand. Von Rovinj aus gesehen führt die Trasse (Startpunkt ist der aufgelassene Bahnhof in der Nordbucht von Rovinj) derzeit (Stand Anfang Oktober 2021) bis kurz vor Rovinjsko Selo, hier fehlen dann noch zwei Kilometer, dann geht es wieder von Žuntići bis Kanfanar, wo man in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ankommt. Beide Start- und Endpunkte sind mit großen Infotafeln gekennzeichnet, eine Beschreibung der Umgehungsroute für die Unterbrechungsstellen folgt unten im Infokasten.

Dass die Štrika–Ferata noch nicht ganz fertig ist, sollte man auch bei der Wahl des Bikes berücksichtigen. Einige Straßenübergänge sind noch etwas holprig, vor allem aber ist der Abschnitt von Rovinj bis Rovinjsko Selo aktuell nur grob geschottert und auch noch nicht eingefahren. Am besten tritt man also mit einem Mountainbike oder zumindest mit einem stabilen Gravel an. Normale Tourenräder sind auf der Rovinjer Seite ausdrücklich nicht zu empfehlen. (Thomas Neuhold, 5.10.2021)