Zahlreiche Tankstellen werden nicht mehr mit Treibstoff beliefert, weil Lkw-Fahrer fehlen.

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London – Die britische Regierung setzt ab Montag die Armee zur Überbrückung der Engpässe bei der Benzinversorgung ein. 200 Soldaten – davon 100 Fahrer – würden ein entsprechendes Training am Wochenende beenden und könnten dann ab Montag mit Lieferfahrten starten, teilte die Regierung am Freitag mit.

Großbritannien hat hier derzeit erhebliche Engpässe. Treibstoff kann nicht in ausreichendem Umfang zu den Tankstellen transportiert werden, weil Zehntausende Lkw-Fahrer fehlen.

Panik- und Hamsterkäufe verschlimmerten die Lage zuletzt noch. In den vergangenen Tagen hatte die britische Regierung noch versucht, die Bevölkerung zu beruhigen und erklärt, die Krise sei unter Kontrolle. Doch der Sprit-Engpass hielt auch am Freitag an.

Lkw-Fahrer nach Brexit weggezogen, Warenverknappung

In Großbritannien fehlen schätzungsweise 100.000 Lkw-Fahrer. Wegen des Brexit sind viele Trucker auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Außerdem hatten die Corona-Beschränkungen zur Folge, dass die Ausbildung ins Stocken kam.

Das Land kämpft bereits mit steigenden Gas-Preisen, die Energiekosten in die Höhe treiben und zu einer Warenverknappung geführt haben. Die Lieferengpässe bewirken auch, dass Gebrauchsgüter vor dem Weihnachtsgeschäft deutlich teurer werden. Landwirte warnten am Freitag davor, dass eine Massenkeulung von Schweinen drohe, weil es auch an Fleischhauern und Schlachthofmitarbeitern mangle.

Am vergangenen Sonntag hatte die Regierung in London befristete Visa für 5.000 Lkw-Fahrer und für 5.500 Mitarbeiter in der Geflügel-Branche in Aussicht gestellt. Viele lehnten jedoch ab, weil ihnen der Zeitrahmen zu kurz war. Zudem hätten Tausende in Großbritannien lebende Deutsche, die vor 1999 ihren Führerschein gemacht haben, einen Brief der Regierung erhalten mit der Bitte, als Fernfahrer tätig zu werden. Ihr Schein erlaube es ihnen, kleinere Lastwagen bis 7,5 Tonnen zu lenken. Viele der Angeschriebenen hätten jedoch noch nie einen Laster gefahren, wie der "Independent" am Freitag berichtete. (APA, red, 2.10.2021)