Die Situation in Libyen ist katastrophal, noch immer wagen Migranten und Flüchtlinge die gefährliche Flucht über das Mittelmeer.

Foto: AFP / MAHMUD TURKIA

Tripolis – Libysche Sicherheitskräfte haben bei einer Großrazzia in der Hauptstadt Tripolis nach eigenen Angaben rund 4.000 Migranten festgenommen. Sie seien zunächst in ein Sammellager gebracht worden und sollten später auf andere Lager verteilt werden, teilte das libysche Innenministerium am späten Freitagabend mit. Es handle sich um "illegale Flüchtlinge" verschiedener Nationalitäten.

Razzia im Westen Tripolis

Bilder zeigen, wie bewaffnete und teils vermummte Sicherheitskräfte die Menschen festnehmen und auf Pick-ups in das Lager transportieren. Dem Innenministerium zufolge richtete sich die Razzia in einem Stadtteil im Westen von Tripolis gegen "Drogenhändler, Alkoholschmuggler und illegale Migranten".

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi vor rund zehn Jahren Bürgerkrieg. Das nordafrikanische Land hat sich seitdem zur wichtigsten Transitroute für Flüchtlinge entwickelt, die nach Europa wollen.

Immer wieder sterben viele Menschen auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. Die von der EU unterstützte libysche Küstenwache fing in der ersten Hälfte dieses Jahres rund 15.000 Menschen auf See ab und brachte sie zurück in das Bürgerkriegsland.

Prekäre Lage für Migranten

Migranten sind Menschenrechtlern zufolge in Libyen weiterhin Gewalt, Erpressung und Zwangsarbeit ausgesetzt. In Internierungslagern, die dem libyschen Innenministerium unterstellt sind, würden Migranten weiter ausgehungert und ausgebeutet, erklärte Amnesty International im vergangenen Juli. Bei Fluchtversuchen seien einige durch Schüsse von Wachleuten teils verletzt oder sogar getötet worden. (APA, 2.10.2021)