SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz darf sich auch nach der Wahl über große Zustimmung aus der Bevölkerung freuen.

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Berlin – Am Sonntag starten eine Woche nach der deutschen Bundestagswahl auch SPD und Union die Beratungen über die Bildung der künftigen Regierung – allerdings nicht miteinander sondern jeweils mit Vertretern der Grünen und FDP. Das SPD-Verhandlerteam um Kanzlerkandidat Olaf Scholz trifft die beiden kleineren Parteien getrennt am Sonntag. Verhandler der Union um Kanzlerkandidat Armin Laschet beraten sich am Sonntagabend mit der FPD, am Dienstag folgen Gespräche mit den Grünen.

Grüne und FDP haben sich bereits am Freitag getroffen und sondiert. Nach dreistündigen Gesprächen wollten die Grünen Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck sowie FDP-Chef Christian Lindner keine Zwischenbilanz nach außen dringen lassen, demonstrierten aber Einigkeit. Scholz und die SPD, die gemeinsam mit den Grünen und der FDP zu jenen Parteien zählt, die bei der Wahl dazugewonnen haben, wollen eine Ampelkoalition aus eben jenen Wahlgewinnern formieren. Die Union setzt auf eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP. Umfragen zufolge würde die Mehrheit der Deutschen die SPD-Wunschkoalition befürworten.

FPD-Chef Lindner bekräftigte am Sonntag vor den Gesprächen erneut, dass seine Partei zu ernsthaften Gesprächen mit der CDU/CSU bereit sei: "Unsere Überschneidungen sind mit den Unionsparteien größer als mit der SPD." Er meldete jedoch gleichzeitig Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Union an. "CDU und CSU müssen klären, ob sie wirklich eine Regierung führen wollen", sagte Lindner zur "Bild am Sonntag". "Manche Wortmeldung der CDU spekuliert ja, dass erst Verhandlungen mit der SPD scheitern sollen, bevor die Union wieder ins Spiel kommt. Das kann man unserem Land nicht zumuten."

SPD in Nach-Wahl-Umfrage deutlich vor Union

Die Sozialdemokraten können sich jedenfalls über den Rückhalt in der Bevölkerung freuen. Sie führen den "Sonntagstrend" mit größer werdendem Abstand zur Union an. Bei der Insa-Umfrage für die "Bild am Sonntag" gewann die SPD im Vergleich zu Vorwoche zwei Prozentpunkte dazu und kommt auf 28 Prozent. Die Union büßte hingegen drei Punkte ein und liegt bei 21 Prozent. Auch die Grünen (plus 1 auf 16 Prozent) und die FDP (plus 0,5 auf 12 Prozent) legten leicht zu. Die AfD und die Linke verharrten bei 10 beziehungsweise 5 Prozent.

Die CDU/CSU war bei der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag auf den Tiefpunkt von 24,1 Prozent gestürzt. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent stärkste Kraft. Die Grünen kamen als drittstärkste Kraft auf 14,8 Prozent. Dahinter lag die FDP mit 11,5 Prozent. (Davina Brunnbauer, 3.10.2021)