Sabine und Gisela sind seit langem ein Paar, ihre Liebe begann 1974, als Gisela noch verheiratet war.

Foto: ZDF, Julia Hönemann

Sie weiß, wo sich in Rostock in DDR-Zeiten die schwulen Männer getroffen haben. Aber wo ein Platz für lesbische Frauen war, das weiß sie nicht. "Das hätte ich auch gern gewusst, dann wäre ich schneller mit meinem Coming-out fertig gewesen", lacht Pat. "Ich glaube, die waren so versteckt, die musstest du dann später aus den Schubladen holen."

Pat ist eine von sechs Frauen, die in der Dokumentation "Uferfrauen– Lesbisches L(i)eben in der DDR" ihre Geschichte erzählen. Das ZDF zeigt den Film von Barbara Wallbraun am Montag um 00.30 Uhr, abrufbar ist er auch in der ZDF-Mediathek. Die Frauen erinnern sich darin an ihre Jugend, ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Vor allem aber berichten sie über ihren Kampf um Selbstbestimmung und gegen die Repressionen eines Regimes, in dem zwar schon 1968 der Schwulenparagraf 175 gestrichen wurde, Homosexuelle aber weiterhin gesellschaftlich bespitzelt und ausgegrenzt wurden.

Carolas erste Sexualpartnerin wurde verurteilt, sie selbst in die Psychiatrie abgeschoben, von ihren Eltern wurde sie für ihr Lesbisch-Sein abgelehnt. Die Verletzungen von damals sitzen noch immer tief. "Ihr könnt mich alle mal", sagt Pat einmal. Auch ihre erste große Liebe wurde vom Regime zerstört und sie wegen eines Verhältnisses mit einer Frau vom Job suspendiert und mit zwei Jahre Berufsverbot als Lehrerin belegt. Es sind traurige, beklemmende und zutiefst persönliche Geschichten, die diese Frauen mit den Zuschauerinnen und Zuschauern teilen. Die Doku zeigt aber auch die Stärken dieser Frauen, die inzwischen – jede auf ihre eigene Art – bei sich selbst angekommen sind. Sehenswert. (Astrid Ebenführer, 4.10.2021)