Wiener Staatsoper plant die "Entführung ins Zauberreich"

Pöhn

Es ist nicht unbedingt so, dass die aktuelle Premierenproduktion der Staatsoper, Rossinis Barbiere di Siviglia in der Regieversion von Herbert Fritsch, nicht ausreichend verspielt-bunte Aspekte aufweisen würde, um auch die Jugend erheitern zu können. Ein Werk wie die Entführung ins Zauberreich hat allerdings zusätzlich zum Humorigen den Vorteil, stundenlanges Sitzen obsolet erscheinen zu lassen. Die Wanderoper startet als Hausführung mit dem netten Danis (Daniel Ogris); auf der Feststiege sind zunächst die Architekten der Oper ein Thema.

Bevor das nicht so lustige Schicksal August von Sicardsburgs und Eduard van der Nülls offengelegt wird, taucht jedoch ein gewisser Belmonte in Rokokomontur auf. Der Nervöse braucht Hilfe. Nach Beseitigung aller Unklarheiten geht es denn auch für die Jugend und ihre Eltern mit Belmonte (Hiroshi Amako) in den Mahler-Saal. Man sucht nach Konstanze, die Belmonte ja auch in Mozarts Entführung aus dem Serail wiederzufinden hofft. Allerdings ist Amadeus’ Singspiel hier nur eine Anregung für die Zauberreich-Entführung.

Alles wird gut

Regisseurin Nina Blum (auch Konzept), Librettistin Margit Mezgolich und Komponist Gerald Resch erheben Aufseher Osmin zum Herrscher Bossmin (Ilja Kazakov). Der Düsterling will Konstanze (Anna Nekhames) ehelichen. Dank der Zauberkünste von Pedrillo (Angelo Pollak) und der tatkräftigen Unterstützung des jungen Publikums (das neue Werk ist für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gedacht) gelingt es jedoch, letztendlich hoch oben im Galerienbereich ein Happy End zu erklimmen.

Durch ein "magisches Portal" geht es für die Figuren – also auch für Blondchen (Johanna Wallroth) in die Freiheit. Nicht jedoch, ohne zuvor ausgiebig gerappt und getanzt zu haben. Also: Ein angenehm unverkrampftes Ensemble setzt eine kurzweilige "Reiseoper" in einem Bühnenbild von Marcus Ganser um, das u. a. als Zaubergarten glänzt, in den auch das Bühnenorchester der Staatsoper unter Markus Henn integriert ist. Charmantes, mobiles Kennenlernprojekt. (Ljubiša Tošic, 4.10.2021)