208,508, 3008, 5008: Da hat Peugeot so eine hübsche, schlüssige Designlinie gefunden, und dann ist plötzlich, mit dem neuen 308, alles anders. Liegt vielleicht auch schon am neuen Markendesignchef Matthias Hossann. Ähnliches ist gerade bei Citroën zu beobachten, sodass man den Eindruck gewinnt, dass aktuell ausgerechnet die deutsche Tochter Opel in der französischen Stellantis-Reichshälfte das attraktivste, gefälligste Styling findet, Stichwort Mokka und Astra.

Im Design bleibt der 308 teilarchaisch – siehe Säbelzahntiger an der Front. Ansonsten: Beginn einer neuen Formensprache. Fahreigenschaften? Ta.Del.Los.
Foto: Peugeot

Das jedenfalls war meine Reaktion auf die 308er-Fotos. Steht man ihm dann face à face gegenüber, wie soeben bei der Fahrpräsentation an der Côte d’Azur, relativiert sich der Eindruck. Nein, das ist doch auch optisch eine stimmige Neuauflage von Peugeots stets stückzahlträchtigem Beitrag zur Golf-Klasse. Und mag sein, die Schnauze ist ein Stück zu weit vorn runtergerutscht, wie beim Hyundai i30, mag sein, der zerfaserte neue Logo-Löwe verlässt die altehrwürdigen heraldischen Gefilde, Traditionsbruch und so, mag sein, die Radkästen hinten sind ein wenig zu pausbäckig modelliert, im echten Straßenbild dann aber doch: ansehnlich, und das gilt für den Fünftürer wie für den Kombi (SW).

Das hier ist der SW, sprich: Kombi. Der Kofferraum fasst normalerweise 608 bis 1634 Liter, bei Plug-in-Hybrid reduziert er sich auf 548–1547.
Foto: Peugeot

Nützliche Fächer und Ablagen

Anders als außen zeigt der 308er innen Kante, da durften die Geometriker ran, kleine Hommage auf Pythagoras vielleicht, hübsch gemacht und auch zweckdienlich, wie beispielsweise die Lüftungsdüsen obenauf, die gleichmäßiges Klima verbreiten. Womit der Neue im Alltag aber besonders besticht: Es gibt jede Menge nützliche Fächer und Ablagen, das war zuletzt nicht immer so bei Peugeot.

Die flexible, weiterentwickelte CMP2-Plattform ermöglicht zudem unterschiedliche Radstände, der Kombi (2,73 m) toppt den Fünftürer da um fünf Zentimeter, entsprechend harmonisch und ausbalanciert sind Fahrverhalten und Abrolleigenschaften auch beim SW.

Foto: Peugeot

Generell haben die Ingenieure wieder ein markentypisch komfortables Fahrwerk hinbekommen, das auch sportivere Naturen zufriedenstellen wird, und die Lenkung mag ein wenig indirekt wirken, ist aber dennoch präzise und passt zum Gesamteindruck. Handlich und wendig fährt er sich, der 308, prima Auto auch in dem Punkt.

Bei den Abmessungen hat der Fünftürer um gleich elf Zentimeter auf 4,36 m Länge zugelegt, der Kombi um sechs auf 4,64 m, langsam nimmt man also, wie etliche andere, Abschied vom Kompaktformat.

Foto: Peugeot
Grafik: Der Standard

Die Tage sind gezählt

Breiter denn je ist der 308 im Antriebskapitel aufgestellt. Bei den Benzinern (110, 130 PS) setzt man auf 1,2-Liter-3-Zylinder, der Diesel ist ein 1,5-Liter-Vierzylinder und bei beiden Plug-in-Hybriden (180 und 225 PS) kombiniert Peugeot einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Otto mit wahlweise 150 und 180 PS mit einem 81-kW-Elektromotor. Die Kapazität der Lithium-Ionen-Batterie liegt bei 12,4 kWh, sie ermöglicht elektrische Fahrten von bis zu 60 km.

2023 wird es den 308 auch rein elektrisch geben, bis dahin übernehmen die beiden Plug-in-Hybriden die Rolle der Öko-Musterknaben oder -mädchen.

Bei den ersten Testfahrten vermochten die beiden Benziner überraschend zu überzeugen, selbst das bauarttypische Schnurren passt, der Diesel weniger – ein relativ rauer Geselle, von dem man sich auch mehr Spritzigkeit erwarten möchte. Egal. Denn die Tage des Selbstzünders sind nun auch mal bei der Dieselgroßmacht Peugeot gezählt. (Andreas Stockinger, 8.10.2021)