Die Britin Tirzah überzeugt aus Albumlänge mit ihrer nicht leicht zugänglichen Einlullungselektronik.

Foto: Domino Records

Tirzah – Colourgrade

Die Britin Tirzah genießt seit ihrer ersten eigenartigen, aber akut tanzbaren Single I’m not dancing 2013 einen guten Ruf unter Kritikern, der wuchs, je experimenteller sie wurde. Tanzbar ist auf ihrem zweiten Album Colourgrade nichts mehr, aber eigenartig, oh eigenartig ist dieses Gemisch aus eckenmachender Elektronik, bei der irgendetwas im Argen zu liegen scheint, und Tirzahs monoton-einlullender Stimme, mit der sie lapidare Texte ("We made life / It’s beating") transportiert, allemal. Eine Avantgarde, mit der man sich arrangieren kann.

Tir zah

Baby Keem – The Melodic Blue

Viel Druck lastet auf dem kleinen und fraglos sehr talentierten Cousin eines der wichtigsten Rapper unserer Zeit, Kendrick Lamar. Dabei erinnert Baby Keems Debütalbum in seiner Polarität zwischen tiefer Melancholie und dümmlichem Party-Trap, in seiner Mischung aus Rap und Gesang eher an Künstler wie Kid Cudi oder Frank Ocean als an den bekannten Verwandten. Stark ist The Melodic Blue dort, wo es authentisch schmerzvoll wie auf scapegoats oder no sense wird. Hoffentlich fokussiert sich Baby Keem in Zukunft aufs Traurigsein. Das steht ihm.

Baby Keem

Nao – And Then Life Was Beautiful

Wie auf Watte gebettet fühlt man sich von Naos Stimme, die nun zum dritten Mal auf Albumlänge von ihrem Leibthema, der Liebe, erzählt. Die hat auch ihre Schattenseiten, aber wie schon der Titel And Then Life Was Beautiful nahelegt, überwiegt diesmal der Sonnenschein. Während die britische Neo-Soul-Musikerin früher mit funky Elektronik arbeitete, bilden nun warme, organische Arrangements aus Streichern, Hammondorgeln und Chören die Basis für Naos Kadenzen. Ein paar Spritzer Afrobeats poppen den Easy-Listening-Vibe auf.

NAOofficialVEVO

(4.10.2021, abs)