Prinzessin Mako und Kei Komuro gehen zum Standesamt und dann nach New York. Japan wollen sie hinter sich lassen.

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Nach vier Jahren Warten heiratet Japans Prinzessin Mako endlich ihren Studienschwarm Kei Komuro. Das Hofamt verkündete den 26. Oktober kürzlich als Termin. Doch die Nachricht löste in Nippon keine Freude aus. Umfragen zufolge lehnen bis zu 90 Prozent der Japaner die Verbindung ab, weil Komuro nach ihrem Geschmack nicht einmal den normalen Moralstandard des Landes erfüllt, geschweige denn den hohen Standard der Kaiserfamilie.

Seine Mutter soll hohe Schulden bei einem Ex-Verlobten nicht zurückgezahlt und Witwenrente unrechtmäßig bezogen haben. Wegen der Berichte hatte das Hofamt den Eheplan von Mako und Kei jahrelang auf Eis gelegt. Dennoch blieben die Umstände bis heute im Dunkeln. Der Sohn wird "Aufnahmeteufel" genannt, weil er Gespräche der Prinzessin und ihrer Eltern heimlich mitgeschnitten haben soll. Vor wenigen Tagen löste er einen Shitstorm aus, als er seine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden trug.

Traumatisierte Prinzessin

Die harsche Berichterstattung ist an der knapp 30-jährigen Prinzessin nicht spurlos vorübergegangen. Mako leide an einer "komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)", teilte das Hofamt anlässlich der Bekanntgabe der Hochzeit mit. Für eine Besserung müssten die negativen Berichte aufhören.

Wurde also schon wieder eine Frau im Kaiserhaus zum Opfer der Medien? Nach Pressevorwürfen zu ihrem angeblich falschen Benehmen verlor bereits die abgedankte Kaiserin Michiko, damals die erste Bürgerliche am Hof, monatelang ihre Stimme. Ihre Schwiegertochter und Amtsnachfolgerin Masako leidet seit zwei Jahrzehnten an den Folgen einer Anpassungsstörung, weil sie keinen männlichen Erben gebären konnte. Doch im Fall von Mako weckte das Timing der Veröffentlichung bei vielen Japanern Zweifel an der Echtheit der Diagnose. Wenn es ihr so schlecht gehe, wie könne sie dann heiraten und dazu eine Pressekonferenz geben?

Keine staatliche Mitgift

Die PTBS-Diagnose lieferte dem Paar auch eine Begründung, warum es bald nach New York übersiedeln will. Komuro legte dort kürzlich die Anwaltsprüfung ab und arbeitet für eine Kanzlei in Manhattan. Darüber hinaus scheint die Prinzessin alle Brücken hinter sich abbrechen zu wollen. Sie verzichtete auf die fünf Rituale und Zeremonien zum Abschied aus dem Kaiserhaus. Auch die staatliche Mitgift von 1,2 Millionen Euro, die ihr einen angemessenen Lebensstandard ermöglichen soll, schlug sie aus. Einige Berichterstatter verglichen ihre Reaktion mit Prinz Harry, der mit seiner Frau Meghan aus dem britischen Königshaus ebenfalls in die USA flüchtete. Doch ihr Fall ist anders gelagert: Durch ihre Heirat wird Mako zu einer Bürgerlichen und repräsentiert das Kaiserhaus nicht mehr.

Ihr Mitgiftverzicht überzeugt viele Japaner nicht: Wenn Mako das Kaiserhaus wirklich so stark ablehne, wie sie sagt, dann hätte sie es nach der verschobenen Verlobung vor vier Jahren verlassen sollen.

Die Kontroverse belastet inzwischen die Zukunft des Kaiserhauses. Auf Twitter wurde Makos Eltern vorgeworfen, sie hätten die Prinzessin falsch erzogen. Zeitweise kursierte der Hashtag "Die Mako-Familie soll aus dem Kaiserhaus ausgestoßen werden". Dadurch würde Japan jedoch die wichtigsten Thronfolger verlieren – Kronprinz Fumihito und seinen Sohn Hisahito. (Martin Fritz aus Tokio, 5.10.2021)