Zuletzt freute sich Julia Mayer beim Frauenlauf in Wien über den 5-km-Rekord.

Foto: Frauenlauf/Diener

Wien – Eine Grillerei? Eine Gartenparty? Ein Geburtstagsfest? Danke für die Einladung, aber derzeit lieber nicht! In den vergangenen Monaten hat Julia Mayer (28) im Familien- und Freundeskreis außer abgesagt nur abgesagt. Dabei wäre oder ist sie ein durchaus geselliger Mensch. Doch Spitzensportlerin ist sie auch. Seit einem Jahr läuft sie unter Vollprofi über Strecken beginnend bei 3000 Metern bis zum Halbmarathon. Zuletzt drehte sie richtig auf. Am Vortag des Vienna City Marathons verbesserte sie in 32:54 Minuten den österreichischen 10-km-Straßenlaufrekord von Andrea Mayr um 18 Sekunden, und im Frauenlauf am Sonntag egalisierte sie als 5-km-Fünfte in 15:46 den Rekord von Jennifer Wenth.

Im Oktober 2020 zog Mayer (28) als Deutsch- und Sportlehrerin aus der Sportmittelschule Wendstattgasse in Wien-Favoriten aus, wo der triathletische Direktor Markus Ratz volles Verständnis für ihre Karenzierung hatte, und im Heeressportzentrum ein. Nun läuft sie nicht mehr zur Schule und von der Schule heim, sondern kann sich voll aufs Training konzentrieren. Der Umstieg sei ein Wagnis gewesen, auch in finanzieller Hinsicht. "Ich bin volles Risiko gegangen, hab den Sprung gewagt, hab alles, was ich mir aufgebaut hab, auf Eis gelegt. Doch es ist aufgegangen."

In "normalen" Wochen kommt Mayer auf ein Pensum von 140 bis 150 Kilometern, in Wettkampfwochen schraubt sie auf 110 bis 120 Kilometer zurück. "Ich halte das schon aus", sagt die Wahlwienerin, die aus Bad Fischau-Brunn stammt, für Österreichs größten Verein DSG läuft und von Karl Sander trainiert wird. Mag sein, in der Belastung hilft ihr die Tatsache, dass sie eine Spätberufene ist. Mayer hat elf Jahre lang Fußball gespielt, u. a. beim SV Gloggnitz in der Zweiten Liga. Nebenbei ist sie immer schon viel Rad gefahren, auch das sicherte ihr eine Basis, auf der sie aufbauen kann.

Urlaub und Pläne

Bei einer Größe von 1,59 Metern bringt Mayer 50 Kilogramm auf die Waage. Krampfhaft abzunehmen kommt für sie keinesfalls infrage. "Es ist mir wichtig, mich auf gesunde Art und Weise zu bewegen. Ich will auch da ein Vorbild sein für junge Sportlerinnen." Gehen lässt sie sich freilich auch im Urlaub nicht. "Es wird mir schon schwerfallen, die Beine stillzuhalten. Aber mein Trainer hat gesagt, ich soll mich in den nächsten zwei Wochen ja nicht blicken lassen."

Die nächsten Läufe kommen früh genug, im Herbst stehen noch die Cross-Meisterschaften und die Cross-EM in Dublin an. 2022 lautet das große Ziel EM in München, Mayer traut sich die Qualifikation über 10.000 Meter zu. Nicht auszuschließen ist, dass sie danach komplett von der Bahn auf die Straße wechselt. Schließlich sollte bei ihren Grundlagen auch im Marathon viel möglich sein, vielleicht sogar das Ticket zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. "Ich weiß", sagt Julia Mayer, "dass ich Potenzial habe." (Fritz Neumann, 4.10.2021)