Es war Sonntagabend, und in seiner Analyse in der ZiB 1 sagte Hans Bürger zur soeben vorgestellten Steuersenkung plus kleinem ökologischen Steuerungseffekt der türkis-grünen Koalition: "Diese Steuerreform ist ein ‚Danke‘ der Politik an die Österreicherinnen und Österreicher."

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) präsentieren die "Ökosoziale Steuerreform".
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Irgendwie tauchte da eine Assoziation an ein katholisches Pfadfinderlager auf oder an die Kirchengesangsgruppe, die zur Gitarre das Lied anstimmt:

"Danke für diesen guten Morgen,
Danke für jeden neuen Tag,
Danke, dass ich all meine Sorgen
auf dich werfen mag.
Danke für alle guten Freunde,
Danke, o Herr, für jedermann.
Danke, wenn auch dem größten
Feinde ich verzeihen kann."

So war das von Bürger natürlich nicht gemeint. Er führte aus, die Regierung gebe den Menschen nun eine Steuererleichterung, weil die sich "optimistisch gezeigt" und so viel gekauft hätten, weil auch das Wirtschaftswachstum explodiert sei usw. Das ist trotzdem eine eigenwillige Interpretation der politischen Ökonomie dieser Maßnahme.

Die Regierung hat die Steuern gesenkt, weil ihr türkiser Teil das gern tut, es schon längst versprochen hat und man nach all den Corona-Maßnahmen endlich etwas Populäres tun wollte. Außerdem war es wegen dieser "kalten Progression" nur gerecht, dass die Leute etwas zurückbekommen.

Ist ja okay, aber schon Kreisky wusste: "Dankbarkeit ist keine politische Kategorie." (Hans Rauscher, 4.10.2021)