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Allen älteren Menschen empfiehlt das Nationale Impfgremium die dritte Impfung dringend, ebenso wie allen über zwölf mit Vorerkrankungen.

REUTERS Foto/EMILY ELCONIN

Der richtige Zeitpunkt für die dritte Impfung ist derzeit die große Frage. Am 4. Oktober hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Auffrischung mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna für jene mit schwacher Immunität empfohlen. Was bedeutet das für Österreich? Das Nationale Impfgremium (NIG) habe bereits vergangene Woche seine Empfehlungen aktualisiert, betont Herwig Kollaritsch, Mikrobiologe und Mitglied des NIG. Denn: "Die EMA gibt nur die dritte Dosis frei. Wie die einzelnen Länder die Auffrischungsimpfung handhaben, da wird sie sich nicht einmischen."

Das NIG betont in seinen Empfehlungen den Sinn einer Auffrischung nach sechs bis neun Monaten für jene, bei denen der Impfschutz bereits nachlässt: "Das sind alle Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, Personen ab 65 Jahren, Personen, die zwei Dosen eines Vektorimpfstoffs, also Astra Zeneca, bekommen haben, und alle ab zwölf Jahren mit Vorerkrankungen und Risikofaktoren." Auch einmal mit Johnson & Johnson Geimpften empfiehlt das NIG eine Auffrischung mit einem mRNA-Vakzin. Für die Auffrischung kann man sich selbst anmelden.

Darüber hinaus soll dem gesamten Personal in Alters-, Pflegeheimen und in der mobilen Pflege sowie Gesundheits- und pädagogischem Personal die Booster-Impfung ab sofort angeboten werden. Allen übrigen Personen wird die Auffrischung nach neun bis zwölf Monaten nahegelegt. Genesene mit einer Impfung werden so eingestuft wie zweifach Geimpfte, entsprechend gilt die Boosterung auch für sie.

Konservative Empfehlung

Diese Empfehlungen seien vor allem für Ältere und Menschen mit Risikofaktoren wichtig, betont Kollaritsch: "Es müssen nicht alle sofort loslaufen. Wir haben etwas zeitlichen Spielraum bei der Auffrischungsimpfung." Denn so manche jüngeren, gesunden Menschen stellen sich die Frage, ob die dritte Impfung wirklich nötig sei. Hier betont Kollaritsch: "Die Booster-Empfehlungen sind natürlich konservativ, aber das müssen sie sein, weil sie sich am schwächsten Glied in der Kette orientieren."

Er empfiehlt die Auffrischung aber allen, denn sie liefere eine ganz ausgezeichnete Antikörperantwort: "Das ist ein ganz übliches Setting, die meisten Impfstoffe folgen dem Schema: zwei Stiche kurz nacheinander, der dritte etwa ein Jahr später." Natürlich, man könne es auf die Durchbruchsinfektion ankommen lassen, aber "das ist doch auch immer mit einem kleinen Risiko für einen schweren Verlauf behaftet, das man sich durch die Impfung ersparen kann".

Es sei, so Kollaritsch, denkbar, dass sich der Abstand zum dritten Stich noch nach hinten verschiebe, dazu laufen im Hintergrund natürlich Studien. Aber man müsse einfach die validen Daten abwarten: "Man kann das nicht im Feldversuch ausreizen, das wäre völlig unethisch!"

Antikörpertests als Antwort auf die Frage, ob ausreichend Immunität vorhanden sei, sieht der Mikrobiologe kritisch: "Die nutzen wir eigentlich nur, um zu eruieren, ob überhaupt ein Schutz vorhanden ist. Es gibt ja eine Reihe von Personen, wo man das aufgrund von Risikofaktoren nicht sicher sagen kann."

Gratistests bleiben

Das Problem dahinter: Viele stellen sich vor, der Antikörperspiegel falle linear ab, das sei aber völlig falsch. "Das Thema ist sehr komplex und von Impfstoff zu Impfstoff unterschiedlich. Um Kennzahlen auszurechnen, braucht man zumindest vier oder fünf Messpunkte, die wir einfach noch nicht haben. Bei Impfungen wie Hepatitis B oder Tetanus gibt es nur deshalb standardisierte Testverfahren, weil es die entsprechenden Langzeitbeobachtungen und -auswertungen gibt. Für Covid-19 dauert es noch, bis diese Daten zur Verfügung stehen."

Dafür bleiben die Corona-Gratistests vorerst, voraussichtlich bis Ende März 2022. Das betrifft jene in den Teststraßen und PCR-Tests wie "Alles gurgelt". Der Bezug von Heimtests aus den Apotheken läuft mit Ende Oktober aus. (Pia Kruckenhauser, 4.10.2021)