Laschet im Regen: Auch innerhalb seiner Partei dürfte der CDU-Chef derart umstritten sein, dass Inhalte der Sondierungen an Medien durchgestochen werden.

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Berlin – Die Union hat nach einem ersten Gespräch mit den Grünen für ein Jamaika-Bündnis in Deutschland geworben, sieht nun aber FDP und Grüne am Zug. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet machte nach dem Sondierungstreffen am Dienstag in Berlin deutlich, ein Bündnis mit FDP und Grünen könne eine Breite in der Gesellschaft haben, die es möglich mache, das Land zu modernisieren und voranzubringen. "Aber ob der weitere Weg so geht, das entscheiden natürlich FDP und Grüne." Es würde sich aber lohnen, so Laschet. Auch CSU-Chef Markus Söder sprach von einer guten Gesprächsbasis mit den Grünen.

Die Grünen-Spitze will in den nächsten Tagen über weitere Schritte entscheiden. Die Grünen und auch die FDP würden nun sicherlich die Gespräche insgesamt in ihren Gremien bewerten, sagte Grünen-Chef Robert Habeck. In dem Gespräch mit der Union seien mögliche Schnittmengen ausgelotet worden, es habe aber auch Trennendes gegeben. "Heute und morgen" solle nun intern abgeglichen werden, was möglich sei.

Erste Runde an Gesprächen beendet

Mit dem Treffen von Union und Grünen endete eine erste Runde von getrennten Sondierungsgesprächen. Zunächst hatten vergangene Woche Grüne und FDP miteinander gesprochen. Am Sonntag beriet dann die SPD-Spitze nacheinander mit FDP und Grünen, um die Chancen für ein gemeinsames Regierungsbündnis auszuloten. Am Sonntagabend hatte es ein Treffen der Union mit der FDP gegeben.

Die Grünen streben eine Ampelkoalition mit SPD und FDP an, schließen aber auch ein Bündnis mit Union und FDP nicht aus. Die FDP zeigt sich der Union zugeneigt, hat sich allerdings bisher nicht festgelegt. Eine Jamaika-Koalition – benannt nach den Flaggenfarben Schwarz, Gelb, Grün – gilt als einzige Chance für Unionskanzlerkandidat Laschet, für die Union doch noch das Kanzleramt zu retten.

Laschet unter Druck

Laschet war nach dem Wahldebakel intern unter Druck geraten. Es gehe nun aber darum, wie "Riesenaufgaben" zu lösen seien, sagte er am Dienstag. "Deshalb haben auch Personalfragen heute keine Rolle gespielt. Ich finde, die müssen auch zurückstehen."

Dennoch gilt der CDU-Chef als äußerst angeschlagen. Nach dem ersten Treffen der Union mit der FDP veröffentlichte die "Bild" einen Leak aus den Gesprächen: ein No-Go unter Verhandlerinnen und Verhandlern. Seinem Ärger machte auch FDP-Verhandler Johannes Vogel auf Twitter Luft. Er habe an drei Sondierungsgesprächen teilgenommen und nur von jenem mit der CDU werden Inhalte an die Medien durchgestochen. "Das fällt auf, liebe Union – und es nervt!" Hinter dem Leak vermuten einige auch innerparteiliche Gegner Laschets.

Ampelkoalition im Trend

In einer aktuellen Umfrage sprach sich eine Mehrheit der Wahlberechtigten für eine Ampelkoalition aus. Dies gilt auch dann, wenn eine Jamaika-Koalition vom CSU-Vorsitzenden Markus Söder statt vom CDU-Chef Armin Laschet geführt werden würde.

Wie das von Forsa erhobene RTL/NTV-Trendbarometer ergab, wäre gut der Hälfte (53 Prozent) eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP am liebsten. Ein Jamaika-Bündnis von Union, Grünen und FDP würde knapp ein Viertel (22 Prozent) befürworten, ein neue Koalition von SPD und Union ein Achtel (zwölf Prozent).

Mit Söder statt Laschet als Regierungschef wären zwar mehr Befragte für ein Jamaika-Bündnis (31 Prozent), aber immer noch weniger als für eine Ampel (37 Prozent). Forsa hatte für das Trendbarometer 1.007 Wahlberechtigte befragt. (APA, lalo, 5.10.2021)