Corona kann für bestimmte Gruppen zu einer noch höheren Belastung führen als ohnehin für alle.

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57 Prozent der Österreicher fühlen sich belastet, Stadtbewohner, Jüngere und Frauen sind besonders betroffen.

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Mit fortschreitender Dauer der Corona-Pandemie nimmt auch die Belastung der Bevölkerung zu. Dabei zeigen sich große Unterschiede, sowohl zwischen den Altersgruppen und Geschlechtern als auch zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage der Wiener Städtischen mit 1.000 Teilnehmern (Gallup, 12. bis 17. August 2021), die am Dienstag in Wien präsentiert wurde.

Nur noch 67 Prozent statt 75 Prozent im Vorjahr bezeichnen ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand als "gut" oder "sehr gut". Die "Corona-Situation" belastet 57 Prozent der Österreicher "deutlich" (42 Prozent) bzw. "sehr deutlich" (15 Prozent) – ein Zuwachs von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei sind Frauen mit 19 Prozent fast doppelt so oft "sehr deutlich durch die Corona-Situation belastet" wie Männer (zehn Prozent). Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung, führt dies darauf zurück, dass Home Office, Home Schooling, Quarantäne von Kindern, Haushalt und Pflege von Erkrankten "die Frauen scheinbar mehr beschäftigt als Männer".

Stadt-Land-Gefälle

Auch der Wohnort spielt eine große Rolle: So fühlen sich Stadtbewohner um zehn Prozentpunkte öfter "(sehr) belastet" (61 Prozent) als die Landbevölkerung (51 Prozent). Aber auch Geringverdiener (unter 1.500 Euro) sind mit 64 Prozent um zehn Prozentpunkte stärker betroffen als Besserverdienende (über 3.000 Euro). Unter den Geringverdienern fühlen sich 22 Prozent sogar "sehr stark betroffen" im Vergleich zu nur zehn Prozent der Besserverdienenden. 52 Prozent der Befragten wollen auch bei ihren Kindern eine "deutliche" mentale Belastung bemerkt haben, darunter 15 Prozent eine "sehr deutliche". Das korreliert auch mit einer erhöhten Anfrage bei Kinderärzten und -psychologen, wie Wendler anmerkte.

Ein Viertel der Befragten fühlt sich körperlich (24 Prozent) und mental (27 Prozent) in einem schlechteren Zustand als noch vor zwölf Monaten. 43 Prozent davon sind Unter-35-Jährige. Das liegt laut Wendler daran, dass Jüngere stärker vom "Ausschluss aus dem öffentlichen Leben" betroffen waren. Dass die Lockdowns der Gesundheit wenig zuträglich waren, zeigt sich auch daran, dass 28 Prozent während der Pandemie zugenommen haben. Immerhin 29 Prozent gaben aber an, nun mehr auf ihre Gesundheit zu achten.

Viele Long Covid-Fälle

Von den in der Umfrage erfassten 86 Corona-Erkrankten gaben 61 Prozent an, an Long Covid-Symptomen zu leiden. Dazu zählen vor allem Antriebslosigkeit und rasche körperliche Erschöpfung, aber auch Atemnot, fehlender Geruchssinn und andere Defizite. Gegen derartige Spätfolgen helfe eigentlich nur, sich von vornherein impfen zu lassen, so Wendler. Selbst bei einem Impfdurchbruch reduziert das die Gefahr von Long Covid um zumindest die Hälfte, wie zuletzt eine Studie im Journal "The Lancet Infectious Deseases" zeigte.

Die Umfrage zeigt auch, dass sich rund 16 Prozent der Bevölkerung zu den "Impfskeptikern" zählen lassen, die sich nicht impfen lassen wollen. Jedoch ist dieser Wert niedriger als noch vor einem Jahr, als die generelle Impfbereitschaft nur bei 54 Prozent lag. Frauen lehnen mit 20 Prozent deutlich häufiger eine Impfung ab als Männer (13 Prozent), was laut Reithner an "zu wenig Information und Wissen über zukünftige Auswirkungen" liege. Dabei spielen die Sozialen Medien eine große Rolle, die nicht nur bei Frauen, sondern bei den Unter-35-Jährigen generell zur größten Ablehnung der Impfung führt. Aufklärungs- und Impfkampagnen können dabei Abhilfe schaffen, das zeigt der Vergleich zur Vorjahresbefragung. (APA, red, 5. Oktober 2021)