Noch ist Marcel Sabitzer bei den Bayern eher ein Ergänzungsspieler. Er möchte das rasch ändern.

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Marcel Sabitzer wollte am Dienstag via Zoom nicht über seinen neuen Verein, bekanntlich ist das Bayern München, sprechen. Schließlich sei er in Wien, um sich mit dem österreichischen Fußballteam auf die Auswärtspartien in der WM-Qualifikation gegen Färöer und Dänemark vorzubereiten. Und zwar akribisch, man dürfe keine Zeit verschwenden, müsse an den Automatismen arbeiten, einen Matchplan entwickeln. "Hinten sattelfest sein, Ruhe am Ball haben, Lösungen finden." Ein bisserl was sagte er dann doch über die Bayern. "Es macht Spaß, ein großer Verein, ich habe mich eingelebt. Die Einsatzzeiten werden bald mehr, davon bin ich überzeugt." Sein Vertrag endet im Sommer 2025.

Überzeugt hat der 27-jährige Sabitzer bei der EM, er legte im Schnitt 12,2 Kilometer pro Partie zurück. Ein Höchstwert, nur Italiens Jorginho und Spaniens Pedri rannten ein bisserl mehr. "Das zeichnet mich aus, ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft", zeigte sich Sabitzer von Sabitzer angetan.

Brutaler Konkurrenzkampf

Bei den Bayern ist der Konkurrenzkampf enorm bis brutal, im Nationalteam ist momentan das Gegenteil der Fall. Neun Stammkräfte fehlen verletzt. Von Marko Arnautovic über Christoph Baumgartner bis hin zu Aleksandar Dragovic. Einige laborieren an Muskelbeschwerden. Sabitzer führt das auf den dichten Spielplan zurück, nicht zuletzt eine Folge der Pandemie. Die Diskussion werde ja schon länger geführt. "Es geht aber nicht um jene, die fehlen, sondern um jene, die da sind. Unser Kader hat nach wie vor Qualität." Sabitzer hat sich das äußerst unangenehme Triple im September erspart, die Adduktoren wollten nicht, Ärzte haben das bestätigt.

Er ist also völlig schuldlos am 2:0 gegen Moldau, am 2:5 in Israel und am 0:1 gegen Schottland. Im Fernsehen hat er sich die Not angeschaut, seine TV-Kritik fällt so aus: "Moldau, nun ja. Israel war ein Déjà-vu. Ich habe mir gedacht, wie kann das sein? Viele Fehler gemacht und Traumtore kassiert. Schottland war sehr dünn, wir fanden keine spielerische Linie. Der September war ärgerlich." Das werde sich im Oktober ändern. "Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen, höhere Ansprüche stellen."

Bollwerk

Am Samstag steigt in Torshavn das Match gegen Färöer, drei Tage später in Kopenhagen jenes gegen Dänemark. Da man vor der ersten Aufgabe nicht an die zweite denken soll, befasste sich Sabitzer mit Färöer. "Sie werden ein Abwehrbollwerk aufziehen, wir müssen technische Lösungen finden." Natürlich sei es eine spezielle Partie. Kunstrasen, Wind bis Sturm vielleicht Regen, das Leben auf den Inseln ist rau. Dass Teamchef Franco Foda angezählt ist, wollte Sabitzer natürlich nicht bestätigen. Er verwies darauf, "dass im Fußball alles sehr schnell geht. Das Gesicht des Fußballs ändert sich, ein ständiges Auf und Ab."

Kein Spieler arbeite gegen einen Trainer. "Das Business ist aber so, dass der Trainer den Kopf hinhalten muss." Sabitzer meinte das wertfrei. "Abgesehen davon. Wir gewinnen gegen Färöer, fertig." Natürlich sei es bitter, "dass die jüngsten Ergebnisse für die Grundstimmung im Land nicht förderlich waren." Freie Interpretation: Das Gesicht des Fußballs ist ein grantiges.

Das Team hat am Dienstag auf dem Platz neben dem Happel-Stadion unfallfrei trainiert. Andreas Ulmer ist von einem Infekt genesen und aus Salzburg angereist. Es gibt also auch Zusagen. Spätestens am Donnerstag wird auf Kunstrasen geübt. Konrad Laimer, der am peinlichen September aktiv beteiligt war, sieht in der Unterlage kein Problem: "Es ist immer noch ein Fußballspiel, elf gegen elf."

Sabitzer rückte im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten, agiert oft aus dem defensiven Mittelfeld. Foda könnte ihn nach vorne befördern, was Sabitzer egal ist. "Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft. Die Stimmung ist gut." Mit David Alaba hat er übrigens ausführlich über Bayern München gesprochen. Von Angesicht zu Angesicht, nicht via Zoom. (Christian Hackl, 5.10.2021)