Die Ringvorlesung "Corona – eine transdisziplinäre Herausforderung" ist eine traurige Premiere. Mit ihr ist an der Uni Wien erstmals eine Vorlesungsreihe geplant, in deren Rahmen auch mehrere Corona-Verharmloserinnen und -verharmloser mit das Wort führen werden. Doch so unliebsam dem Rektorat derlei Inhalte laut seiner Distanzierung auf Twitter auch sind – klargestellt wurde gleichzeitig, dass die Vortrags- und Diskussionsreihe unter dem Schutz der Freiheit der Wissenschaften steht.

Seit Monaten gehen Maßnahmenkritiker mit ernstzunehmenden Beschwerden, aber auch abstrusen Ideen auf die Straße. Nun finden sie sich auch an der Uni wieder.
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Bei allem Bauchweh, dass sich hier Relativierer der fortgesetzten Seuchenlage ein akademisches Forum schaffen, und zwar noch dazu vor Studierenden, die sich das Absolvieren der Lehrveranstaltung auf ihren Studienfortschritt anrechnen lassen können: Das ist richtig so. Das Infragestellen des Umgangs mit der Pandemie, und sei es mit schiefen Argumenten, ist kein Straftatbestand, der dazu führen müsste, eine solche Veranstaltungsreihe zu untersagen. Hier ein Verbot zu fordern, wäre Zensur – nicht zuletzt auch, weil es beim Pandemiemanagement wahrlich so manches zu überdenken gibt.

Aus der Verantwortung entlässt das die Universität aber ebenso wenig wie Studierende, die planen, diese Veranstaltung zu besuchen. Sollten dort nämlich Fake-News verbreitet werden, gilt es in aller Form zu widersprechen, vor Ort und in weiterer Folge. Das nämlich ist der Sinn der Freiheit der Wissenschaften: offene akademische Auseinandersetzung. (Irene Brickner, 5.10.2021)