Um das Ende von Politkarrieren ging es bei Markus Lanz.

Screenshot: ZDF

Auf der Suche nach tragischen Figuren der Politik wird der Interessierte hierzulande gegenwärtig nicht fündig. Gernot Blümel (ÖVP) verbreitet im ORF-Report seine Botschaft zur Steuerreform unerschütterlich positiv und bekundet, Finanzminister bleiben zu wollen. Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) kritisiert diese Steuersache (ZiB 2) ebenso bestimmt und muss Fragen nach ihrer Politzukunft nicht beantworten. Fündig wird man bezüglich Tragik dann schon eher in deutschen Talkrunden. Regelmäßig wird etwa bei Markus Lanz (ZDF) die Frage erörtert, welche Farbkoalition nun bald das Land regieren wird. Was mit ihm passiert, wenn der Wahlverlierer Armin Laschet (CDU) es nicht schafft, eine Jamaika-Variante (Union/Grüne/FDP) zu kneten, ist dabei der zentrale Aspekt.

Der tragische Held in spe (Laschet) hat natürlich gegenwärtig Wichtigeres zu tun, als auf Lanz' Talkgriller Auskunft zu erteilen. Peer Steinbrück ist aber ein guter Ersatz. Der Ex-SPD-Kanzlerkandidat (2013), der verlor und den man auch "Pannen-Peer" nannte, wirkt als positive Botschaft an Laschet, falls alles schiefgeht. Es gebe "ein Leben nach der Politik", zelebriert Steinbrück die alte Phrase und ist sicher, dass diese Erfahrung auf den CDUler zukommt, selbst wenn Laschet Jamaika schafft.

Es dauere zwar, bis man den Abschied verkraftet, aber man verkrafte ihn. Laschet sei halt zum Symbol der "Niederlage der Union" geworden – wie er, Steinbrück, es für die SPD wurde, der heute entspannt wirkt. Ob Laschet diese Lanz-Folge gesehen hat? Eines Tages, wenn er vorbeischaut – als Kanzler, als tragische Figur oder als politikbefreiter Bürger – wird Interessantes zu erfahren sein. (Ljubiša Tošić, 6.10.2021)