Der nicht geimpfte NBA-Star Kyrie Irving legt es auf einen Streit mit der Liga an.

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Am Wochenende wird es sogar für Basketball-Star Kyrie Irving wohl zum ersten Mal richtig ins Geld gehen. Da treffen die Brooklyn Nets in einem Vorbereitungsmatch auf die Milwaukee Bucks. Der 29-jährige US-Profi ist nicht gegen Corona geimpft. Die Gesetze im US-Bundesstaat New York verbieten es ungeimpften Sportlern nicht nur, an Wettkämpfen teilzunehmen, diese verlieren damit auch das Recht auf Bezahlung. US-Medien haben vorgerechnet, dass Irving pro Partie auf 380.000 Dollar verzichten müsste. Rechnet man das auf 41 Heimspiele seiner Brooklyn Nets hoch, würde der Spielmacher in der anstehenden Saison 15 Millionen Dollar verlieren.

Im sportnarrischen Amerika herrscht Aufruhr um eine Beinahe-Impfpflicht für Profisportler. Die National Basketball Association (NBA) lässt ungeimpfte Spieler grundsätzlich schon spielen, sofern es die Gesetze des jeweiligen Bundesstaats zulassen. Für Ungeimpfte gelten aber strengere Regeln. Tägliche Tests sind ebenso vorgeschrieben wie Plätze weit entfernt von den Mitspielern in der Umkleidekabine, es gilt ein Ausgehverbot.

Appell des Bürgermeisters

Laut US-Medien liegt die Quote der geimpften Spieler in der NBA bei etwa 95 Prozent, rund 40 Spieler haben sich drei Wochen vor Saisonstart noch keinen Stich geholt. Sogar New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio appellierte an Irving: "Lass dich impfen. Deine Fans wollen dich sehen. Wir alle wollen dich zurück."

Eine geplante Impfpflicht für Profis lehnt die Spielergewerkschaft NBPA ab. Schiedsrichter, Trainer und Mitglieder des Teams müssen aber geimpft sein. Das sorgt für Missstimmung zwischen den Lagern. Forward Andrew Wiggins von den Golden State Warriors hatte vor kurzem aus religiösen Gründen eine Impfung abgelehnt, eine Ausnahmeregelung bei der NBA beantragt, diese wurde jedoch abgelehnt.

Vorbild US-Sportlerinnen

Mit gutem Beispiel vorangegangen sind Amerikas Profisportlerinnen. In der Women's National Basketball League (WNBA) sind 99 Prozent aller Spielerinnen geimpft, die Zahl in der Frauenfußballliga dürfte ähnlich hoch sein. Im Eishockey geht es ohne Impfung quasi gar nicht mehr. Wegen der 2G-Regel und der Quarantänebestimmungen für ungeimpft Einreisende in Kanada (14 Tage) können ungeimpfte Profis in der National Hockey League (NHL) quasi nur mehr zuschauen. Sieben von 32 Teams kommen aus Kanada. In der NHL hat der Fall von Josh Archibald für Aufregung gesorgt. Der Stürmer der Edmonton Oilers outete sich als Corona-Kritiker, verweigerte den Stich. Nun leidet der 29-jährige Kanadier an den Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung und fällt länger aus. Archibald beklagte Schwächeanfälle im Sommertrainingslager, daraufhin wurde eine Herzmuskelentzündung festgestellt.

Kyrie Irving ist grundsätzlich fit, nur spielen darf er nicht. Auf dem Parkett ist er einer der besten Spieler der Welt, seine Fähigkeit, selbst schwierigste Würfe aus aussichtslosen Situationen zu treffen, ist unübertroffen. Abseits des Feldes häufen sich die Widersprüche. Er spendete ein Haus für die Familie des von einem US-Polizisten ermordeten Afroamerikaners George Floyd, übernahm Schulden von sozial schwachen Uni-Studenten und überließ einen Teil seines Gehalts WNBA-Spielerinnen, die wegen Corona keinen Lohn mehr bekamen. Auf Twitter äußerte er sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch zur Maskenpflicht. Nicht wenige NBA-Experten halten es für möglich, dass Irving diese Saison partout kein Spiel absolvieren wird. (Florian Vetter, 6.10.2021)