Genderstern? Das deutsche Frauenministeriums will ihn nicht, weil er "rechtschreibwidrig" ist.

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Berlin – Gender-Sternchen, Binnen-I oder Binnenunterstrich: In der offiziellen Kommunikation aller Dienststellen des Bundes in Deutschland sollen geschlechtersensible Wortkonstruktionen mit Sonderzeichen auch weiterhin nicht verwendet werden. "Solche Schreibweisen gelten derzeit als rechtschreibwidrig", heißt es in einem Schreiben des Frauenministeriums.

Das Ministerium halte sich an Vorgaben des Deutschen Rechtschreibrates, wonach Sonderzeichen als Wortbestandteile in offizieller Kommunikation nicht verwendet werden sollen. Schreibweisen wie "Kolleg*innen", "Arbeiter_innen" oder "AmtsinhaberInnen" werden oft genutzt, um geschlechtliche Vielfalt zu benennen. Menschen mit "diversem oder offenem Geschlechtseintrag" sollen dem Bundesministerium zufolge in Beidnennungen wie etwa bei "Ärztinnen und Ärzte" mitgemeint sein, da "der Anteil der Personen (...) sehr gering ist".

Geschlechtsneutrale Formulierungen

Im Bund seien bereits seit 2001 alle Dienststellen und Beschäftigten dazu aufgerufen, "die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen sprachlich zum Ausdruck zu bringen", hieß es weiter. So werde das sogenannte generische Maskulinum – wenn also Wörter wie "Bürger" grammatisch männlich sind, aber Menschen jeden biologischen Geschlechts bezeichnen sollen – bereits vermieden. Wenn es um Gruppen mit unbestimmten Geschlecht gehe, würden geschlechtsneutrale Formulierungen gewählt, wie etwa "Studierende" statt "Studenten".

"Der Bundesfamilienministerin ist es wichtig, dass in der Sprache immer der Respekt gegenüber jedem Menschen zum Ausdruck kommt", sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch. Bei dem Schreiben von Mitte September handle es sich nicht um Vorgaben, sondern lediglich um "eine Arbeits- und Orientierungshilfe für eine geschlechtergerechte und respektvolle Verwendung der Sprache durch die Bundesverwaltung".

Der Rat für Deutsche Rechtschreibung hatte sich im März gegen die Aufnahme des Gender-Sterns ins Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ausgesprochen. Man werde "die weitere Schreibentwicklung beobachten", hieß es in einer Mitteilung. (APA/dpa, 6.10.2021)