Für eine glückliche Kindheit ist es nie zu spät – oder doch?

Foto: Catpics / Golden Girls

Wir wissen, dass wir in einer Blase leben", sagt die fesche Seniorin Tony in Valerie Blankenbyls Dokumentarfilm The Bubble, "aber es ist eine schöne Blase." Nun rechtfertigt Schönheit nicht alles, beispielsweise den Privatverbrauch von 30.000 Hektoliter Wasser im Monat, der den Neuankömmlingen Toni und Roger in der Pensionistensiedlung The Villages bald unangenehm auffällt.

The Villages ist die am schnellsten wachsende Gemeinschaft in den USA. Früher Trailerpark, jetzt Luxuswohnprojekt für Pensionisten ab 55 Jahren. 98,7 Prozent der Bewohner sind weiß, die meisten sind Arbeiter aus dem Norden und stramme Republikaner. Und um die Boomer-Dystopie perfekt zu machen, schallt von jeder Straßenecke ein Radiosenderableger von FOX News, dazu gibt es 70 Swimmingpools und 54 Golfplätze, auf denen täglich das Gras gemäht wird.

Abgeschottet

Perfektion hat jedoch ihren Preis. Abgeschottet von der Außenwelt, begreifen die meisten Bewohner nicht, dass die Gemeinschaft, in die sie sich eingekauft haben, schwer auf der Region lastet: Die Natur wird zubetoniert, Anwohner verdrängt, der Grundwasserspiegel sinkt dramatisch, und die Servicejobs, die die Villages bieten, sind schlecht bezahlt.

Der Wienerin Blankenbyl und ihrem Team gelingt es, mit kritisch-empathischen Blick Bewohner der Villages sowie Anwohner aus der Region zu porträtieren.

Die Kamera findet in dieser perfekten Welt Bilder, die in ihrer Komik an Elizabeth T. Spiras Milieustudien erinnern und einen spannenden Einblick in Licht- und Schattenseiten dieser Kunstwelt bieten. Der krönende Abschluss des sehenswerten Films gehört aber dem besten Radiohead-Cover seit langem: "What the hell am I doing here? I don’t belong here …" (Valerie Dirk, 7.10.2021)

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