Die Malediven sind und bleiben das Zugpferd bei Fernreisen ex Österreich. Viele scheuen aber noch immer ferne Reiseziele.

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Die Reisebüros haben seit Mai wieder offen, und es wird auch gebucht. Die breite Masse hat im Sommer aber Österreich erkundet und verstärkt Mittelmeerländer besucht. In die Ferne trauen sich nach wie vor vergleichsweise wenige. In den zum Verkehrsbüro gehörenden Ruefa-Reisebüros ortet man zwar steigende Frequenz und mehr Anfragen; von normal ist man aber noch weit entfernt.

"Gegenüber 2019 rechnen wir heuer mit einem Minus bei den Buchungen von 65 bis 70 Prozent", sagte Helga Freund, Geschäftsführerin von Ruefa und Vorstandsdirektorin des Verkehrsbüros, bei der Präsentation aktueller Reisetrends am Mittwoch. Für den Zeitraum 1. November 2021 bis 30. April 2022 liege man bei knapp einem Viertel gegenüber dem Buchungsstand im Vergleichszeitraum 2019/20. Ein Vergleich mit dem Vorjahr sei irreführend, weil es zwar Buchungen für die Wintermonate gab, aufgrund breitflächiger Lockdowns wurden die dann aber großteils storniert.

Ruefa bleibt trotz leichter Erholung in Verlustzone

Ruefa hat aus Einsparungsgründen im ersten Quartal 2021 die Zahl der Standorte in Österreich von 100 auf 75 reduziert, ist damit aber immer noch mit Abstand Marktführer. Maßnahmen wie diese, aber auch die Konzentration des Veranstaltergeschäfts auf die Tochter Eurotours sollen das im vergangenen Jahr wegen Corona in die Verlustzone geschlitterte Reisegeschäft wieder lukrativ machen. Heuer werde die Bilanz jedoch noch rot sein, sagte Freund.

Von 60 Prozent minus bei den Buchungen gegenüber der Vor-Corona-Zeit spricht auch Evelyn Korrak, die vor den Toren Wiens, in Neulengbach, ein kleines Reisebüro betreibt. Bei den Buchungen für diesen Winter sehe es nicht viel besser aus. "Früher füllten die Winterbuchungen bei uns fünf Kistln, heuer reicht eines," sagt Korrak, die auch im Vorstand des Fachverbands der Reisebüros in der Wirtschaftskammer sitzt. "Viele trauen sich noch immer nicht in fernere Länder", ist ihr Eindruck.

Eingeschränkte Wahl für Reisehungrige

Das habe mit Unsicherheit zu tun und mit diversen Sicherheitsauflagen, die das Reisen erschwerten. "Mit einem Kunden habe ich eine Woche lang diskutiert. Zwei Erwachsene wollten mit zwei Kindern nach Dubai. 11.000 Euro hätte die Reise gekostet. Als die Frage auftauchte, was passiert, wenn eines der noch nicht geimpften Kinder als Kontaktperson eingestuft werden sollte, und wir eine Extra-Versicherung vorschlugen, war es vorbei. Der Kunde hat gesagt, lassen wir das, ich buche einen Wellnessurlaub in Österreich", erzählt Horrak aus dem Reisebüroalltag.

Viele Destinationen seien noch immer nicht offen, was die Auswahl für Fernreisende zusätzlich einschränke. Lediglich Reisen in die Dominikanische Republik, nach Tansania, Sansibar, Mauritius und auf die Malediven seien ohne großen Aufwand möglich.

Tui holt sich frisches Kapital

Das bestätigt auch Helga Freund von Ruefa. Gerade wer sich mit dem Gedanken trage, über Weihnachten auf die Malediven zu reisen, sollte sich aber sputen. "Da wird es langsam eng", sagte Freund. Weil die Kapazitäten bei Fernreisen noch immer um etwa 50 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau liegen, seien die Preise trotz geringerer Nachfrage auch nicht gesunken.

Divergierende Signale kommen von Tui. Der größte Reisekonzern der Welt mit Sitz in Hannover, der mit 1,1 Milliarden Euro an frischem Kapital Staatskredite tilgen will, berichtete am Mittwoch, dass sich dank der wachsenden Reiselust die Zahl der Kunden im Juli und August auf 2,6 Millionen verdoppelt habe, gemessen an den von der Corona-Krise stark gebeutelten Vorjahresmonaten. Für diesen Winter plant Tui mit 60 bis 80 Prozent seines normalen Programms. Bei Langstreckenzielen gehe man weiter von einer langsamen Erholung aus, ließ der Konzern wissen.

Der für Wien wichtige Kongresstourismus kommt langsam wieder in Fahrt. Dazu hat nicht zuletzt der im Mai aufgelegte Vienna Meeting Fund beigetragen. 62 Prozent der Mittel sind bereits ausgeschöpft.
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Um die Erholung im ebenfalls von der Pandemie stark betroffenen Kongresstourismus anzuschieben, hat die Stadt Wien im Mai den Vienna Meeting Fund aufgelegt – offenbar mit Erfolg. In den ersten fünf Monaten des Bestehens sind 2,46 Millionen Euro, das sind 62 Prozent des vier Millionen Euro schweren Topfs, ausgeschöpft. In Summe erhielten 242 Kongresse und Firmentagungen eine Förderzusage. 19 dieser Veranstaltungen, die mit maximal 60.000 Euro unterstützt werden, haben schon stattgefunden. Die Förderung ist an bestimmte Kriterien gebunden, unter anderem an Nächtigungen in Wiener Hotels.

"Die Veranstaltungen, die wir damit nach Wien holen, lösen bis 2023 eine Wertschöpfung von insgesamt 371 Millionen Euro aus", sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke dem STANDARD. Wie wichtig der Kongresstourismus für Wien ist, zeigen Zahlen aus der Vor-Corona-Zeit: Der Anteil von Kongressen und Meetings an Wiens gesamttouristischen Nächtigungen von 17,6 Millionen im Jahr 2019 lag bei neun Prozent.

Mit einem Anteil von 21 Prozent am gesamten Wiener Tagungsaufkommen waren diese für 56 Prozent aller Teilnehmer, 77 Prozent des Nächtigungsaufkommens und gar 82 Prozent der gesamten Wertschöpfung 2019 verantwortlich. (Günther Strobl, 7.10.2021)