Windräder in den Bergen sorgen seit Jahren für Aufregung in Salzburg. Nun ist ein neues Projekt oberhalb des Tauerntunnels geplant, und es gibt bereits Widerstand.

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Es heißt schon Windsfeld. Nun sollen dort, östlich der Nordeinfahrt des Tauerntunnels, in Flachau im Salzburger Pongau die ersten Windräder in Salzburg entstehen. Für die Projektentwickler ist der Hang auf 2.000 Meter Höhe ein idealer Standort für einen Windpark. Er sei in diesem Gebiet de facto unsichtbar. Kein bewohntes Haus könne diesen Windpark sehen, sagt Marcus Scherer, der geschäftsführende Gesellschafter der Windsfeld GmbH. Zudem sei das Landschaftsbild dort bereits massiv vorbelastet durch Tunnel- und Entlüftungsanlagen sowie zwei Freileitungen. Und der Wind sei gut. Das hätten die Windmessungen gezeigt.

"Projekte in dem Umfang können nur erfolgreich sein, wenn man aus Betroffenen Beteiligte macht", sagt Scherer. Die fünf Grundstückseigentümer der Agrargemeinschaft Unterpleissling sind deshalb als Gesellschafter mit im Boot sowie zwei weitere Unternehmer und die Salzburg AG. So werde der Almwirt auch zum Energiewirt gemacht, sagt Scherer. Die GmbH wolle gemäß der Alpenkonvention die höchstmögliche regionale Wertschöpfung mit dem Projekt generieren.

Beschluss in Flachau

In einem ersten Schritt wurde ein Windmessmast baurechtlich beantragt und ein Umweltbericht in Auftrag gegeben. Ein unabhängiger Umweltgutachter habe "keine erheblichen Umweltauswirkungen" festgestellt. Auch die Gemeindevertretung Flachau hat sich in einem ersten Beschluss einstimmig für das Projekt ausgesprochen. Danach wurden Stellungnahmen vom Land eingeholt. Ende Oktober werde in der Gemeinderatssitzung über die Änderung im räumlichen Entwicklungskonzept abgestimmt, sagt Bürgermeister Thomas Oberreiter (ÖVP). Danach starten der Flächenwidmungsprozess und die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Wichtig seien den Projektbetreibern Transparenz und die Einbindung der Bevölkerung. 16.000 Haushalte wurden direkt angeschrieben. "Wir haben keine einzige negative Stellungnahme von Bürgern erhalten", sagt Scherer. Doch der Landesverband des Alpenvereins stellt sich vehement gegen das Projekt.

Alpenverein warnt vor "Eingriff in die Natur"

Salzburg dürfe nicht sein größtes Kapital gefährden, sagt die Salzburg-Alpenverein-Vorsitzende Claudia Wolf in den Salzburger Nachrichten. Der Generalsekretär des Alpenvereins Clemens Matt formuliert es vorsichtiger. Der Verein habe noch keine Projektunterlagen vorliegen, um Stellung zu beziehen. Doch: "Dieser Eingriff in die Natur mit den Zufahrtsstraßen und auch die negative Stellungnahme der Umweltanwaltschaft skizzieren ein Bild, dass wir das nicht befürworten können", sagt Matt.

Der Betreiber kann den "Nein-Reflex" des Alpenvereins gegen Projekte in den Bergen nicht verstehen. "In den Tälern Salzburgs weht kaum Wind. Man ist zwangsweise in den Bergen. Wenn nicht am Windsfeld, wo dann?", fragt Scherer Richtung Alpenverein.

Polizeieinsatz bei Bürgerversammlung

Die Fronten zwischen möglichen Betreibern und Gegnern sind also verhärtet. Bei einem Bürgerinformationsabend, den der Alpenverein in Radstadt zum geplanten Windpark veranstaltete, musste sogar die Polizei einschreiten. Laut Betreiber, weil der Obmann der Almgemeinschaft und Gesellschafter Markus Kirchner sein Projekt auf der Veranstaltung verteidigen und Fragen stellen wollte. Daraufhin habe ein Vertreter des Alpenvereins die Polizei gerufen, die aber unverrichteter Dinge wieder ging.

Die Windkraft ist seit Jahren ein hitziges Thema in Salzburg. Es gab bereits viele Anläufe, die ersten Windräder aufzustellen. Doch bis heute weht der Wind im Land weiter ungenutzt. Sobald Pläne für die Errichtung eines Windparks publik wurden, kam es zu einem Aufschrei aus Teilen der Bevölkerung, medialen Kampagnen und als Schlusspunkt zur Verhinderung oder Absage des Projekts.

Widmung bleibt bei Gemeinde

Doch auch das Land geht nicht ab von dem Ziel, bis 2030 zumindest 25 Windräder zu errichten. Nun sollen im Landesentwicklungskonzept, das im November in Begutachtung geht, zwölf geeignete Vorrangflächen für die Windenergie ausgewiesen werden. Energiereferent Heinrich Schellhorn (Grüne) will damit den Gemeinden Arbeit abnehmen, da damit eine vorweggenommene strategische Umweltprüfung einhergehe.

Die Entscheidung über die Widmung obliegt aber weiterhin den Gemeinden. Was die Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ kritisieren. Schellhorn kontert: "Die Gemeinden wollen selbst entscheiden, und es ist auch in der Bundesverfassung geregelt, dass die örtliche Raumplanung den Gemeinden obliegt." Man könne nicht über die Standortgemeinde hinweg so eine Entscheidung treffen.

Gemeinde als Betreiber

Anders ist der Ansatz im benachbarten Oberösterreich. Dort betreibt Munderfing als erste Gemeinde in Österreich selbst den Windpark. Der Bürgermeister ist stolz auf den Beitrag zum Klimaschutz: "Wir wissen, dass es sich auszahlt, mit den und für die Bürger Klimaschutzmaßnahmen konsequent umzusetzen", sagt Martin Voggenberger (ÖVP). Fünf Windräder versorgen seit 2014 rund 10.000 Haushalte mit Strom – das ist ein Drittel der Haushalte des gesamten Bezirks Braunau. Und nun kommt ein sechstes dazu. Es soll das leistungsstärkste Windrad in Oberösterreich werden. (Stefanie Ruep, 7.10.2021)