Direktes Sonnenlicht schmeckt auch dem OLED-Display nicht. Die neue Farbe – weiß zu gefallen.

Foto: STANDARD, aam

Da werden die Omas und Opas im Weihnachtsgeschäft wieder schwitzen. Was will das Enkerl? Eine Switch? Eine Switch OLED? Was ist denn der Unterschied? Das Display, könnte man überspitzt sagen, sonst eigentlich nichts. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

We are family

Nintendo hat eine lange Geschichte mit Neuauflagen seiner bestehenden Hardware. Die neueste Konsole des japanischen Spieleherstellers, die Nintendo Switch, erschien 2017, und zwei Jahre später kam mit der Switch Lite ein günstigeres Modell auf den Markt, das sich nicht mehr an den TV anschließen ließ. Am Freitag erscheint nun das dritte Familienmitglied – die Switch OLED. 50 Euro teurer als das Standardmodell, gilt es, die Vorzüge der neuen Hardware zu finden.

Der offensichtlichste Unterschied zu den Vorgängern ist das Display. So ersetzt es nicht nur das bisherige LCD-Display mit einem OLED-Screen, es ist auch dank dünnerer Seitenränder jetzt sieben Zoll statt der ursprünglichen 6,2 Zoll groß. Das knappe Zoll Unterschied ist bei längeren Spielesessions sehr wohl spürbar, genau wie die kräftigeren Farben.

Dabei ist das Gerät genauso groß wie das Original, weshalb man sowohl die Ladestation als auch die Joycons zwischen den verschiedenen Genrationen tauschen und nutzen kann. Ein weiterer großer Vorteil ist der neue Standfuß, der den Namen erstmals verdient. War beim Original noch ein besseres Mikado-Stäbchen verbaut, darf man jetzt den Standfuß stufenlos aus dem Gerät klappen. Ein heftiger Windstoß würde wohl auch diese Konstruktion in die Knie zwingen, einer rumpelnden Zugfahrt oder auch einem unsanften Anstoßen am Spieltisch wird das Gerät nun aber standhalten.

Die Rückseite lässt sich zum einfacheren Anstecken der Kabel diesmal abnehmen.
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Die Dockingstation wurde generalüberholt. Neben etwas runderen Ecken darf die Rückseite nun abgenommen werden, um die nötigen Kabel ohne Fummelei anbringen zu können. Neben dem HDMI- und dem Stromanschluss findet sich neuerdings auch die Möglichkeit, ein LAN-Kabel anzustecken – vor allem für jene Leute spannend, die mit einer schwankenden Qualität ihres WLANs zu kämpfen haben. Weitere Änderungen sind kaum der Rede wert. So wurde etwa der Lautsprecher von der Rückseite unter den Screen bewegt, was dem Sound etwas mehr Kraft verleiht. Nicht unwesentlich ist vielleicht noch die Verdopplung des internen Speichers auf 64 Gigabyte. Die meisten Spieler werden aber ohnehin mit einer zusätzlichen Micro-SD-Karte für mehr Platz sorgen.

Das war es dann eigentlich mit den Neuerungen. Bei der Auflösung reden wir noch immer von 720p im Handheld-Modus, bisherige und zukünftige Spiele laufen auf dem OLED-Modell genau wie auf allen anderen, und auch bei der Performance darf man auf keine Wunder hoffen – hier setzt man auf dieselben Komponenten wie bisher. Die Batterielaufzeit liegt weiterhin zwischen fünf und neun Stunden, je nach Spiel und Helligkeitseinstellungen.

Der Standfuß verdient erstmals diesen Namen. Der Winkel lässt sich dank des stufenlosen Ausklappens wunderbar einstellen.
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Neukauf gerechtfertigt?

Abgesehen von jenen Menschen, die ohnehin jede neue Nintendo-Hardware haben müssen – lohnt ein Neukauf? Die eindeutige Antwort lautet: jein. Das neue Display ist ein wahrer Hingucker. Im Test des neuen Metroid Dread waren vor allem die dunklen Abschnitte in ein solches Schwarz getaucht, wie es mit dem alten LCD-Display nicht möglich gewesen wäre. Bunte Spiele, wie etwa Mario Odyssey, profitieren von den knalligeren Farben, textlastige Games vom größeren Bildschirm. Hat man ein paar Stunden mit der Switch OLED verbracht, will man kaum noch auf die alte Hardware zurück. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung gibt es dennoch nicht.

Wer in erster Linie auf dem TV spielt – dort werden weiterhin 1080p unterstützt –, der wird mit der neuen Switch OLED überhaupt keinen Unterschied merken: selbe Auflösung, selbe Controller und selbe Innereien. Hier stoßen wir auch auf die Schwachpunkte der neuen Switch – die Altlasten. So setzt Nintendo weiter auf die oft kritisierten Joycons, die immer wieder technische Mängel aufweisen. Der Vorteil, dass man seine alten Joycons für Multiplayer-Titel wie Mario Kart weiterverwenden kann, ist nicht abzustreiten. Wenn aber die Hardware grundsätzlich die Tendenz hat, fehlerhaft zu sein, negiert das diesen Vorteil.

Auch der Verzicht auf stärkere Prozessoren führt wie gehabt bei manchen Spielen zu instabilen Bildabfolgen und kurzem Stocken. Nintendo wollte offenbar die Community nicht in zwei Lager teilen – jene, die mit technischen Problemen zu kämpfen haben, und jene, die sich derer entledigen können. Hier ist die Konkurrenz von Sony und Microsoft definitiv mutiger und bietet Interessierten stärkere Modelle an, wenn man ein solches haben will. Nintendo-Fans zahlen für ein besseres Display und ein paar Komfort-Features.

Nutzt man die Konsole primär als Heimkonsole, lohnt der Neukauf wohl nicht.
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Fazit

Bei einem Neukauf, sofern die 50 Euro Unterschied der eigenen Geldbörse gegenüber vertretbar sind, sollte in jedem Fall zum OLED-Modell gegriffen werden. Wer primär zu Hause spielt, lebt auch mit dem älteren Modell wunderbar. Warum Nintendo sich gegen das oft in Gerüchten zitierte Pro-Modell entschieden hat, wird man wohl nur in der Zentrale in Kyoto wissen. Vier Jahre nach dem Start der Nintendo Switch hätte man sich vielleicht mehr erhoffen dürfen. Aber so kennen wir Nintendo. Während die Hardware vielleicht nie ganz vorne mitspielt, hauen sie uns wunderbare Spiele um die Ohren – etwa das am Release-Tag der Switch OLED erscheinende Metroid Dread. Danke dafür.

Die Nintendo Switch OLED erscheint am Freitag um circa 350 Euro. Verfügbar ist die neue Konsole in den Farben Weiß und Schwarz. Bei der weißen Variante sind auch die Joycons weiß, bei der schwarzen Konsole liegen die Joycons in der bekannten Farbkombination Rot und Blau bei. (Alexander Amon, 7.10.2021)